Die stille Parade des Hans Op de Beeck – im Amos Rex

Wer noch bis zum 26. Februar 2023 nach Helsinki kommt, der sollte sich eine Kunstaustellung nicht entgehen lassen. Im Amos Rex (Claudias Helsinki berichtete bereits: https://claudiashelsinki.com/2018/11/17/das-neue-amos-rex-museum-in-helsinki/, https://claudiashelsinki.com/2019/03/15/studio-drift-und-magritte-im-amos-rex-in-helsinki/ und https://claudiashelsinki.com/2022/04/24/helsinki-underground/) sind die mystischen Gestalten ganz in Grau zu sehen, eine ganz eigene Welt des belgischen Künstlers Hans Op de Beeck. Die Werke sind zwischen 2015 und 2020 entstanden, zum Teil extra für die ganz besonderen Räumlichkeiten des Amos Rex Museums, das ja ganz unter Tage liegt und für diese Ausstellung wie geschaffen ist. Der Künstler hat auch die Hintergrundmusik gewählt, die uns beim Betrachten in eine Art Trance fallen lässt.

Als Besucher geht man seinen eigenen Pfad – es gibt keine vorgegebene Richtung – und immer mal wieder im Kreis herum, wenn man die Kunstwerke anschaut.

Stargazing – um den Weg von unten zur Sternwarte zu verfolgen, muss man sich mehrmals um das Kunstwerk herum bewegen, also immer im Kreis. Es bleibt aber nicht beim Kreis, sondern es ist eine Spirale nach oben. Wie manchmal im richtigen Leben…

Größtes Werk ist der Danse Macabre, ein klassisches Kirmeskarussell. Der Tod reitet mit, nicht auf allen Pferden, aber immer zwischendurch, und in unterschiedlichem Gewand. Das Werk erscheint mir als eine moderne Interpretation des Totentanzes 82 km südlich, in der Nikolaikirche von Tallinn. Das wichtigste Kunstwerk dort ist der Totentanz des Lübecker Künstlers Bernt Notke, wahrscheinlich eine Replik des Originals in der Lübecker Marienkirche, das leider im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Das Vanitas-Thema ist allgegenwärtig. So gibt es an Stillleben erinnernde Zusammenstellungen von Schädeln, aufgeschlagene Bücher, immer wieder Schmetterlinge – von denen viele glaubten, dass sie Seelen darstellen würden. Und schlafende Personen, der Schlaf als der „kleine Tod“.

Die Gestalten sind interpretationsfähig – durch das Grau können wir uns alle möglichen Farben dazu denken. Gleichzeitig wirken sie, als ob die graue Asche eines Vulkanausbruchs den Moment eingefroren hätte, ähnlich wie bei den Figuren, die man in Pompeij gefunden hat. Einzige Farbe ist das Rosa der Kirschbaumblüten. So wie es weitere Anleihen an Asien gibt, viele der dargestellten Menschen zeigen asiatische Gesichtszüge, als Raumteiler fungieren kleine Bambuswälder und die Siedlung auf dem Wasser könnte irgendwo in Asien sein, so wie auch viele Motive im Video, das es sich auch anzuschauen lohnt.

So wie es Freud schon gesagt hat: In der Kunst geht es immer nur um zwei Themen: Das Leben und den Tod.

Wer es nicht schaffen sollte, vorbei zu schauen, der könnte sich auch auf die folgenden Ausstellungen des Amox Rex freuen, die es dieses Jahr (2023) noch zu sehen gibt.

Und natürlich die Fotos genießen, die ich bei einer Sonderöffnung für die Fremdenführer*innen von Helsinki geschossen habe, deswegen ist es im Ausstellungsraum so leer 😉

Zwischen dem 29.3. und dem 20.8.2023 gehört das Museum der „Generation 2023“.

Das Museum suchte über ein für alle offene Bewerbung nach den Zukunftskünstler*innen zwischen 15 und 23 Jahre alt. Aus 528 Vorschlägen wurden 50 ausgewählt.

Vom 27.9.2023 bis zum 25.2.2024 sind dann Werke des japanischen Künstlers und Komponisten Ryoji Ikeda zu sehen. Wir dürfen gespannt sein, seine Werke werden Material von der NASA, CERN und des Humangenomprojekts verwenden.

 

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