Das neue Amos Rex Museum in Helsinki

Neuer Höhepunkt in der finnischen Museenlandschaft ist das Amos Rex Museum in Helsinki.
Es kombiniert Wau!-Architektur mit einer der interessantesten Kunstausstellungen, die derzeit in Europa zu sehen sind. Noch bis zum 6. Januar 2019. Lassen Sie sich das nicht entgehen!

Wie ist Helsinki zu diesem Museum gekommen?

Hinter dem Museum steckt die finnlandschwedische Stiftung Konstsamfundet, die das gesamte Vermögen des Kunstmagnaten Amos Anderson (1878-1961, über ihn wird es noch einen eigenen Blog geben) geerbt hat. Damit handelt es sich um einige der wenigen privaten Institutionen, die über die Mittel verfügte, ein solches Projekt überhaupt anzugehen. Das Kunstmuseum Amos Anderson war von 1956 bis 2017 im ehemaligen Wohnhaus Andersons zu finden, das sich aber als ungeeignet für größere Ausstellungen herausstellte. Außerdem stand in den Satzungen der Stiftung, dass die vorhandenen Mittel ausgegeben werden musste, entsprechend dem erklärten Willen des Stifters, der sich insbesondere auch für zeitgenössische Kunst einsetzte. Es musste also eine eigene Stelle für ein neues Museum gefunden werden. Man wurde beim Lasipalatsi („Glaspalast“) fündig.

Das Museum wurde dort unter die Erde gepackt, als eine Art Sandwich zwischen die Metro und den darüberliegenden Lasipalatsi, einem funktionalistischen Bau von 1936, der eigentlich als Provisorium für die Olympiade gedacht war. Aber am Ende so gut gelungen war, dass er mittlerweile denkmalgeschützt ist. An der Stelle des Lasipalatsi waren übrigens bis 1918 Kasernengebäude, die auf der Straßenseite der Mannerheimintie – Straße im Bürgerkrieg zerstört worden waren. Von der Kaserne ist noch ein Gebäude erhalten, das jetzt zwischen Lasipalatsi und dem Vorfeld des Einkaufszentrums Kamppi zu sehen ist (im unteren Video das gelbe Gebäude im Hintergrund).
Das Architektenbüro JKMM (gegründet 1998, der Name ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben der Gründer Asmo Jaaksi, Teemu Kurkela, Samuli Miettinen und Juha Mäki-Jyllilä) aus Helsinki verwirklichte die Pläne. Die erste Skizze des Museums ist übrigens auf der Homepage des Büros hier zu sehen:
https://jkmm.fi/case/new-amos-anderson-museum/

Nach oben und außen zu sehen sind rüsselartige – die Finnen sprechen von eistütenartigen – Lichtschächte, die die Ausstellungsräume mit Tageslicht versorgen. Sie sind schon zum Lieblingsspielplatz von spielenden Kindern und Skatern geworden, hoffen wir, dass sie aus Sicherheitsgründen nicht abgesperrt werden müssen!

 

Eröffnet Ende August, zeigt es noch bis zum 6. Januar 2019 die digitale Kunst des japanischen Kunstkollektivs teamLab, das aus über 500 Mitgliedern besteht. Das Kollektiv, 2001 von Toshiyuki Inoko gegründet, verbindet IngenieurInnen mit KünstlerInnen, und umfasst auch Sachverständige der Bereiche Programmieren, Mathematik, Computeranimation. Die Ausstellung heißt Massless – der Name ist auch Programm, Kunst, die die Schwere verloren hat. Es sind fünf verschiedene Werke zu sehen, die alle digital erschaffen wurden und werden. Die Werke sind speziell für dieses Museum geschaffen worden, so verbindet Vortex of Light Particles die Architektur des Raumes mit dem Kunstwerk, das Licht fließt entgegen der Schwerkraft Richtung der rüsselartigen Lichtöffnung im Dach. Am interessantesten für alt und jung ist Graffiti Nature: Lost, Immersed and Reborn.

 

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Der Raum ist voll von begeisterten Kindern, die gar nicht weggehen wollen. Jeder kann hier Anteil haben an der Kunstproduktion. Über Scanner werden die eigenen Kunstwerke in den Computer eingespeist, der Schmetterlinge, Blumen, Eidechsen, Vögel und Krokodile nach dem eigenen Design zum Leben erweckt und über die Raumwände und den Fußboden wandern lässt. Das Ökosystem hat ein eigenes Leben, das sich dann aber nicht mehr von den Besuchern steuern lässt: die Blumen verwelken, die Schmetterlinge werden von den Eidechsen gegessen, die Eidechsen von den Vögeln und die Vögel von den Krokodilen. Die Kinderfreundlichkeit des Konzepts lässt sich unter anderem auch daran erkennen, dass alle Besucher unter 18 keinen Eintritt zu bezahlen haben – das sollte Schule machen!

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