Ein meinem Blog https://claudiashelsinki.com/2022/09/26/kreuzfahrtschiffe-made-in-finland/ habe ich vorgestellt, welche Kreuzfahrtschiffe in Finnland gebaut worden sind. Dieser Blog wurde der Beginn einer kleinen Reihe, die ich jetzt fortsetzen möchte. Der erste Teil war die Flotte von Royal Caribbean, die unter https://claudiashelsinki.com/2022/10/02/mit-finnischen-schiffen-in-die-karibik-das-angebot-von-royal-caribbean-unter-der-lupe/ zu finden ist.
Heute geht es weiter mit den Schiffen, die zur Carnival-Flotte gehören.
Das sind einerseits die Schiffe, die im engeren Sinn zur Carnival Cruise Line Inc. (abgekürzt CCL) gehören. Von den insgesamt 23 Schiffen der Flotte der CCL sind sechs Schiffe in Finnland gebaut worden.
Carnival Spirit | Kvaerner Masa-Yards | Helsinki 2001 | „Spirit Class“, liegt derzeit vor Mobile, Alabama | |
Carnival Pride | Kvaerner Masa-Yards | Helsinki 2001 | ||
Carnival Legend | Kvaerner Masa-Yards | Helsinki 2002 | ||
Carnival Miracle | Kvaerner Masa-Yards | Helsinki 2003 | ||
Mardi Gras (max. 6500 PAX) | Meyer Turku | Turku 2020 | LNG-Schiff | |
Carnival Celebration (max. 6500 PAX) | Meyer Turku | Turku 2022 | LNG-Schiff |
Schauen wir uns an, wohin die Carnival Schiffe fahren.
Nach amerikanischer Manier sind – wie auch bei Royal Caribbean – die Preise im Katalog nicht die Endpreise. Kleingedruckt steht es dabei: „Taxes, fees, and port expenses are an additional $xx.xx per person.“ Und diese Summe kann dann nochmal ungefähr die Hälfte des eigentlichen Preises betragen. Irgendwie sinnlos, weil ja niemand um diese Gebühren herumkommt, warum kann man nicht einfach alles aufaddieren?
Schiff | Heimathafen | Kreuzfahrten nach | Interessant zu wissen |
Carnival Spirit | Miami, Florida oder Mobile, Alabama; im Sommer auch Seattle, WA | Karibik, Bahamas Alaska | Maximal 8-Tage-Kreuzfahrten |
Carnival Pride | Tampa, Florida oder Lissabon (für Transatlantik) oder Dover oder Civitavecchia (für die Variante 4) | Westliche Karibik oder Panamakanal Transatlantik-Kreuzfahrten oder „Europa in 9 Tagen“ | 13 Tage Transatlantik in beide Richtungen möglich; „Europa in 9 Tagen“ gibt es in 4 Varianten: 1) Rund um Großbritannien und Irland; 2) Norwegen; 3) Westeuropa; 4) Italien – Malta – Portugal 5) zwei Ostseefahrten |
Carnival Legend | Baltimore, MD (Maryland) – ist in der Nähe von Washington (vom Flughafen von Washington, D.C. ist man in gut 2 Stunden in Baltimore) | Karibik & Bahamas; Panamakanal-Durchfahrt; „Kanada & New England“ (dazu gehören Häfen in Grönland!) | Bietet 14tägige Panamakanal-durchfahrt mit Abfahrt und Ankunft in Baltimore; eine interessante Kombination wären 2-3 Tage Washington u. diese Kreuzfahrt |
Carnival Miracle | Los Angeles | Amerikanische Westküste mit oder ohne Mexiko; Hawaii (auf dem Rückweg mit einem Stop in Mexiko); im Sommer: Alaska | 14tägige Alaska- und 14/15tägige Hawaii-Kreuzfahrten; ideal, wenn man Alaska oder Hawaii näher kennenlernen möchte |
Mardi Gras | Port Canaveral, Florida | Karibik | |
Carnival Celebration | Miami oder Southampton | Karibik oder Transatlantik | 14-tägige Transatlantik von Southampton aus |
Was mich stört, ist allein schon die Tatsache, dass man das Fahrtgebiet einer gewählten Kreuzfahrt oft nicht auf einer Karte im Überblick sehen kann (www.carnival.com). Ist das deswegen, weil die Amerikaner in vielen Fällen mit einer Karte nichts anfangen können? Oder weil das Hauptaugenmerk auf amerikanischen Kreuzfahrten das Schiff selbst als Destination sein soll? So habe ich auch schon gehört, dass die Vorhänge im Hauptrestaurant eines amerikanischen Kreuzfahrtschiffs immer zu seien, auch wenn man durch die schönste Landschaft fährt… Auch die Titel der Kreuzfahrt sind z.T. irreführend, so gehören zu einer „Kanada und New England“-Kreuzfahrt auf der Carnival Legend zunächst sechs Seetage, dann zwei Anlandungen in Grönland – was für mich unbedingt in den Titel der Kreuzfahrt gehören würde! – dann zwei Häfen in Neufundland in Kanada, ein Hafen in Nova Scotia in Kanada und zum Schluss wieder zwei Tage auf See.
Noch eine weitere Erläuterung, die helfen kann. Amerikanische Firmen teilen die Karibik in drei verschiedene Bereiche auf. Die meisten Kreuzfahrten gehen in einer der drei Regionen, nur selten werden mehrere der Bereiche besucht. Hier zur Orientierung eine Übersicht:
Typische Abfahrthäfen | Typische Anlaufhäfen | |
Westkaribik | Meist Häfen in Florida wie Miami, Tampa, Fort Lauderdale oder Port Canaveral; manchmal auch Galveston, Texas, New Orleans, Louisiana and Mobile, Alabama | Cozumel (Mexiko), Costa Maya, weitere Häfen an der Küste von Mexiko, Belize, Grand Cayman, Jamaika, manchmal Bahamas; Westkaribikkreuzfahrten haben typischerweise die meisten Seetage |
Südkaribik | Häfen in Florida oder San Juan, Puerto Rico | San Juan, St. Thomas, St. Maarten, Stops auf den Britischen Jungferninseln, Haiti oder Bahamas. |
Ostkaribik | San Juan, Panama, Barbados oder ein Hafen in Florida | Aruba, Bonaire, Curacao, (= die klassischen ABC-Karibikinseln) Antigua, Martinique, Guadalupe, St. Lucia, Margarita Island, Grenada, St. Kitts and Nevis; Wenig Seetage, da die Inseln nahe beieinander liegen |
Quintessenz: Wenn du ein in Finnland gebautes Schiff dieser Flotte erleben möchtest, musst du dich zuallererst entscheiden, wohin du fliegen willst. Willst du das Fliegen minimieren, bleibt dir nur die Atlantiküberquerung von Portugal oder von London aus. Europakreuzfahrten mit einem amerikanischen Kreuzfahrtschiff würde ich persönlich nicht empfehlen, da du mit einem deutschsprachigen Schiff das Ganze sowohl besser als auch sogar günstiger bekommst. Wenn du unbedingt Europa auf Englisch erleben willst, dann ist die britische P&O besser, aber leider fahren die ohne finnische Schiffe.

Irgendwie schreckt es mich auch, wenn ich als Gesprächspartner am Tisch dann Menschen habe, die glauben, dass man Europa innerhalb von 9 Tagen kennenlernen kann. Und das vielleicht, wenn man neun Tage vor der norwegischen Küste gekreuzt ist. Oder neun Tage im Mittelmeer. Als Fremdenführerin in Helsinki habe ich auch schon Gäste gehabt, die nach der Tour Dover, Warnemünde (Berlin), Gdansk, Tallinn, St. Petersburg, Helsinki und Stockholm glaubten, dass sie Europa gesehen hatten. Das Deprimierende ist, dass viele von denen auch eine Aufmerksamkeitsspanne eines Dreijährigen haben. Ein Amerikaner – der nicht einmal in meiner Gruppe war – wollte eines Tages am Sibelius-Monument von mir einen Satz als Erklärung haben, warum das finnische Schulsystem so gut sei. Als ich es versucht habe mit „wir haben keine privaten Schulen“, wandte er sich ab und wollte nichts mehr wissen… Ihn und seine Konsorten möchte ich halt nicht gerne an meinem Tisch haben. Der Ausgeglichenheit halber muss ich auch sagen, dass ich amerikanische Professoren erlebt habe, die Bildungsreisen mit ihren Studierenden nach Finnland und Norwegen machen. Die sich bestens auskennen. Das Spektrum ist halt sehr breit.


Aber zurück zum Thema: Soll es die Westküste oder die Ostküste sein? Für beide Fälle lohnt es sich zu überlegen, ob du die Fahrt nicht mit ein paar Tagen Voraufenthalt verbinden möchtest. Einmal wegen des Zeitunterschieds, um dich besser akklimatisieren zu können – bei der Westküste noch viel mehr als bei der Ostküste. Und dann lohnt es sich nicht wirklich, nur für die Kreuzfahrt zu kommen, die USA bieten so viel mehr (ich habe selbst Verwandte in den USA und einige meiner schönsten Naturerlebnisse meines Lebens habe ich in Arizona gemacht, zugegebenermaßen ein Staat ohne Küste). Check vielleicht einfach mal ab, ob es noch alte Schulfreunde gibt oder entfernte Verwandte, die in die USA ausgewandert sind, und die man bei dieser Gelegenheit sehen könnte.
Vielleicht möchtest du auch „nur“ so viele Regionen der Welt wie möglich sehen? Wenn du zum Beispiel das System von mosttraveledpeople.com https://mtp.travel/ (nur so ganz nebenbei: das zweitmeistgereiste Ehepaar der Welt, Veikko Huhtala und Oli Liutu, ist aus Finnland und du findest mich auch im System, allerdings nur auf Platz 4917!) verwendest, dann ist jeder Bundestaat der USA ein eigenes Territorium. Alaska und Hawaii sind diejenigen Staaten, die besonders viel Aufwand beim Besuch erfordern. Eine Kreuzfahrt dorthin könnte eine gute Möglichkeit sein.
Fährt irgendein Schiff der Flotte 2023 auch nach Finnland? Ich habe es recherchiert, hier die beiden einzigen Kreuzfahrtfahrt, die ich gefunden habe: https://www.carnival.com/booking/rooms-and-guests?embkCode=LON&itinCode=ER5&durDays=12&shipCode=PR&subRegionCode=E&sailDate=07092023&sailingID=99599&numGuests=2&isMilitary=N&isOver55=N&isPastGuest=N&stateCode=&evsel=&locality=1¤cy=USD und https://www.carnival.com/booking/rooms-and-guests?embkCode=LON&itinCode=ER4&durDays=12&shipCode=PR&subRegionCode=E&sailDate=06182023&sailingID=99431&numGuests=2&isMilitary=N&isOver55=N&isPastGuest=N&stateCode=&evsel=&locality=1¤cy=USD, beide mit der Pride. Zwei von nur insgesamt zehn Europareisen.
Für die Sommersaison 2023 sieht es also nicht so rosig aus, was die Anzahl der Besuche in Helsinki angeht.
Ein Gedanke zu “Schiffe made in Finland (Teil 2) – die Carnival-Flotte”