Der letzte Blog hat für Interesse gesorgt und ich wurde gefragt, wohin die in Finnland gebauten Schiffe denn fahren. Bei den Schiffen auf dem deutschen Markt ist das schnell und einfach herauszufinden, indem man einfach auf die Seiten der entsprechenden Anbieter geht.

Als Heimathafen ist in der folgenden Tabelle derjenige Hafen angegeben, von dem aus das Schiff meistens abfährt – oft sind es verschiedene.
Noch ein paar Bemerkungen, die für diejenigen neu sind, die noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs waren bzw. auch diejenigen, die nur europäische Kreuzfahrten kennen. Die amerikanischen Gesellschaften geben einen Preis an, in dem die obligatorischen Trinkgelder NICHT inkludiert sind! So kommt bei Royal Caribbean automatisch für jeden Tag ein Trinkgeld von 16 Dollar pro Person auf die Bordrechnung, für eine einwöchige Kreuzfahrt sind das immerhin 112 Dollar. Wenn man mit der Bedienung unzufrieden gewesen ist, muss man an die Rezeption, dieses erklären und kann dann in begründeten Fällen diese abziehen lassen (oder auch eventuell nur einen Teil davon!). Leider wird hier der eigentliche Zweck der Trinkgelder nicht klar – sollten diese nicht den Einzelnen dazu bringen, freundlicher und netter zu sein, weil er dann unmittelbar davon profitiert? Wie genau die Trinkgelder dann an Bord verteilt werden, ist auch nicht wirklich einsehbar. Von ehemaligen Beschäftigten sind immer wieder Berichte zu hören, dass keine Trinkgelder ausbezahlt wurden oder nach völlig undurchsichtigen Kriterien. Die Amerikaner werfen aber natürlich uns Europäern vor, dass wir keine Trinkgelder zahlen, wenn wir nicht dazu gezwungen werden. Also ein unlösbares Dilemma. Wobei in den heutigen digitalen Zeiten man sich durchaus ein System vorstellen könnte, in dem z.B. jeder Gast am letzten Tag der Kreuzfahrt am Computer in der Lobby eingibt, wem er besonders viel Trinkgeld zukommen lassen möchte – das wäre doch mal eine Idee!

Die hier erwähnten Ab-Preise gelten für die günstigsten Innenkabinen außerhalb der Hauptsaison. Die Preise haben in der Regel einen Trend: Je kürzer die Kreuzfahrt, desto mehr kostet der Tag. So habe ich bei der Voyager of the Seas gerechnet, dass eine Kreuzfahrt von vier Nächten 84 Euro pro Nacht, eine von von fünf Nächten 75 Euro pro Nacht, eine von sieben Nächten 63 Euro pro Nacht und eine von neun Nächten 66 Euro pro Nacht kostete. Und natürlich muss man den Flug zum Abfahrthafen noch dazu rechnen. Weil man in den USA auch viel kürzeren Urlaub hat als in Europa, sind amerikanische Kreuzfahrten in der Regel auch wesentlich kürzer als europäische. Der häufigste Typ sind Fahrten zwischen vier und sieben Tagen. Da man im Durchschnitt aber mindestens genauso gut verdient wie in Europa – natürlich nur diejenigen, die es sich leisten können – gibt der amerikanische Tourist pro Tag wesentlich mehr aus als ein europäischer.
Die Amerikaner rechnen immer in „Nächte an Bord“, Europäer meistens in „Tage an Bord“, letzteres trügt ein wenig, weil man vom ersten Tag meistens nur den Nachmittag und Abend und vom letzten Tag nur das Frühstück genießen kann.
Auf amerikanischen Schiffen muss man dann auch für fast jedes Getränk bezahlen, Wasser gibt es nicht aus Wasserspendern auf dem Gang wie zum Beispiel bei TUI/Mein Schiff. Wer sich orientieren will, hier ein Link, auf dem die Kosten für die einzelnen Getränke bei Royal Caribbean angegeben werden: https://www.cruisemummy.co.uk/royal-caribbean-drink-package/ Das Glas Wein ist vom Preis durchaus in derselben Kostenriege wie bei der Hurtigruten! Übrigens werden überall nur die Preise ohne die obligatorischen Trinkgelder von 18% angegeben.

Kostenlos gibt es nur Kaffee, Tee, Kakao, Limonade, Wasser mit Geschmack („flavored water“) und Milch, Säfte nur beim Frühstück. So gibt es bei Royal Caribbean vier verschiedene Getränkepakete. Das Wasserpaket fängt bei 39 Dollar an (dafür bekommt man 12 Wasserflaschen von einem Liter auf die Kabine), es geht weiter mit dem Classic Soda Package und dem Refreshment Package (nur alkoholfreie Getränke) und das Deluxe Beverage Package, für das man je nach Route zwischen 63 und 84 Dollar pro Tag zahlt. Also ungefähr genauso viel wie für die Kreuzfahrt alleine! Und leider z.B. für Weine bis zum Preis von 100 Dollar nur eine 40%ige Ermäßigung erhält, für teurere Weine nur 20%.
Und nach all diesen Vorbemerkungen versteht man dann auch diese günstig aussehenden Ab-Preise. Wer also in der Karibik pro Tag drei Colas oder Mineralwässer und ein Glas Wein trinkt, der bezahlt dafür mehr als 20 Dollar am Tag.
Ausflüge kosten in der Regel auch ziemlich viel. Bei den meisten Zielen, z.B. in der Karibik, muss den Fremdenführern und Fahrern auch Trinkgeld gegeben werden, was viele Deutsche nicht nachvollziehen können. Aber der Realität entspricht, weil diese Menschen nicht ohne die Trinkgelder leben könnten.
Eine alte Faustregel besagt daher, dass eine Kreuzfahrt mindestens das Doppelte von dem kostet, was der Katalog sagt, diese Faustregel bezieht sich aber auf die Zeiten vor den All-inclusive-Kreuzfahrten.
Royal Caribbean (RC) Schiffe
Schiff | Heimathafen | Kreuzfahrten nach | Interessant zu wissen |
Grandeur of the Seas (1996) | Baltimore / Tampa / Galveston (Texas) oder Miami | Westliche (z.B. Galveston – Seetag – Cozumel, Mexiko – Seetag – Galveston) oder östliche Karibik | Nacht ab circa 79 Euro |
Enchantment of the Seas (1997) | Baltimore oder Tampa (Florida); oder ab Piräus (Athen) / Ravenna (Venedig) / Civita-vecchia (Rom) / Barcelona | Südostküste der USA mit Häfen wie Charleston (South Carolina), Orlando (Florida), oft in Kombination mit den Bahamas oder einem Tag auf der Coco-Insel auf den Bahamas (gehört RC); Mittelmeerkreuzfahrten mit griechischen Zielen oder westlichem Mittelmeer | Karibik: Nacht ab circa 55 Euro; Mittelmeer ab circa 108 Euro |
Voyager of the Seas (1999) | Galveston / Boston / San Juan (Puerto Rico); auch Abfahrten aus China | West- und Südkaribik, bei etwas längeren Fahrten mit Abstecher in Südamerika; z.B. Willemstad auf Curacao, Oranjestad auf Aruba, Cartagena in Kolumbien, Georgetown auf Cayman, Cozumel, Mexiko; bei Abfahrten aus China mit teilweise chinesischem Publikum spezielles Programm und Speisekarte, genannt „culturally enriching cruises“ | Hat einen Flow-Rider Surf Simulator, eine Hoch-geschwindig-keitsrutsche an Bord; ab circa 63 Euro/Nacht |
Explorer of the Seas (2000) | Miami; Ravenna (Venedig) | Karibik (z.B. Dominikanische Republik, Jamaika, Labadee, Haiti) und Mittelmeer (Italien, Griechenland, Kroatien) | u.a. eine Eislaufbahn an Bord, ab 79 Euro/Nacht (Karibik) oder 97 Euro (Mittelmeer) |
Adventure of the Seas (2001) | Miami, Galveston (Texas), Orlando (Port Canaveral), Fort Lauderdale; selten aus Cape Liberty (NJ) (als Hafen für NY) | Bietet auch Kurzkreuzfahrten von zwei Nächten an: Miami-CocoCay auf den Bahamas (eigene Insel) – Miami; hat z.T. auch seltenere Karibikziele wie Tortola (Britische Jungferninseln) oder St. Croix (Amerikanische Jungferninseln; Kleine Antillen) im Programm; bei Abfahrt aus Cape Liberty Ziele in Neu-England an der Ostküste | Ab 106 Euro/Nacht |
Navigator of the Seas (2002) | Los Angeles | Catalina-Island (Kalifornien), Ensenada (Mexiko), Cabo San Lucas (Mexiko) | Längste Wasserrutsche auf See; ab 66 Euro/Nacht |
Mariner of the Seas (2003) | Orlando (Port Canaveral) | Karibik (östliche, westliche, südliche) | „Jamie’s Italian by Jamie Oliver“ an Bord; ab 71 Euro/Nacht (5 Nächte); bei 2 Nächten aber mind. 143 Euro/Nacht! |
Interessant ist auch der Preisunterschied zwischen Karibik- und Mittelmeerkreuzfahrten. Für die für Amerikaner exotischen Mittelmeerziele muss viel mehr bezahlt werden! Ergo: Wer sparen will, macht europäische Ziele mit europäischen Kreuzfahrtschiffen und karibische mit amerikanischen – wenn man denn überhaupt auf amerikanische Kreuzfahrtschiffe will.
Übrigens gibt es auf der Seite von Royal Caribbean auch einen Preis-Ticker, der über das ganze Jahr anzeigt, wann die Reise am günstigsten bzw. am teuersten ist. Im Allgemeinen ist die Zeit vor Weihnachten sehr günstig, dann wird es teuer, nach Weihnachten wieder günstiger, um dann zur „Spring week“, wenn die Studierenden in den USA frei haben, wieder sehr teuer zu werden.
Auch interessant: Das jüngste Schiff ist nicht unbedingt das teuerste, obwohl es natürlich eine Tendenz dazu gibt.
Und: Leider fährt kein in Finnland gebautes Schiff nach Finnland. Die Anthem und die Jewel of the Seas haben norwegische Fjorde, Island, Irland und die britischen Inseln auf dem Programm. Für das gesamte Jahr 2023 habe ich jedoch keine einzige Ostseekreuzfahrt gesichtet. Was zum Kernthema meines Blogs passt. Leider sieht es danach aus, dass wir in Helsinki im Sommer 2023 erneut einen Sommer ohne amerikanische Kreuzfahrtschiffe haben werden. Immerhin die zweitwichtigste Passagiergruppe nach den Deutschen… übrigens hat auch Aida schon die Ostsee für 2023 vom Plan gestrichen (circa 50 Anläufe pro Saison). Wir werden damit leben müssen.