Helsinki, die Hauptstadt Finnlands, ist bekannt für ihre atemberaubende Küstenlandschaft und ihre einzigartigen über 300 Inseln in der Ostsee. Eines der weniger bekannten, aber dennoch faszinierenden Reiseziele in dieser Region ist Kuninkaansaari, eine idyllische Insel, die direkt neben Vallisaari (das sich wiederum neben Suomenlinna befindet) liegt. In diesem Blogbeitrag werden wir die Schönheit und den Charme von Kuninkaansaari erkunden, die Besuchende in eine Welt der Ruhe und Natur eintauchen lassen. Und welche Bedeutung die Insel für die Luftabwehr der Hauptstadt Helsinki hatte. Der Name der Insel „Königsinsel“ verweist übrigens auf den Besuch des schwedischen Königs Gustav III., der von 1771 bis 1792 König war und 1775 Suomenlinna besucht hat.

**Geschichte von Kuninkaansaari**
Die Geschichte von Kuninkaansaari ist reich an kulturellen und militärischen Einflüssen. Während des 18. Jahrhunderts diente die Insel als Militärstützpunkt, und ihre strategische Lage spielte eine wichtige Rolle in der Verteidigung der Stadt Helsinki. Während des Zweiten Weltkriegs befand sich auf Kuninkaansaari eine der wichtigsten Stellen für die Luftverteidigung von Helsinki, die Insel war daher strenges Sperrgebiet. So streng, dass sogar die Einwohner von Suomenlinna (was damals auch Sperrgebiet war) einen extra Ausweis brauchten, um Kuninkaansaari zu betreten. Auf der Insel befand sich das „Raija II“ genannte Luftabwehrsystem, „Raija I“ befand sich beim Flughafen Malmi. Die Finnen hatten das System brandneu von den Deutschen übernommen, bei denen es unter „Freya“ erst 1942 entwickelt worden war. Der folgende Text ist von der finnischen Seite https://ruotuvaki.fi/-/raija-tutka-saasti-helsingin-tuholta übernommen und wurde von mir übersetzt. Zum Glück gab es damals Finnen, die gut Deutsch konnten, kann man nur sagen…:
„Im Winter 1943 erhielten deutschsprachige finnische Soldaten in Dresden eine etwas mehr als zweimonatige Ausbildung, bei der sie den Umgang mit dem Luftüberwachungssonar Freya erlernten. Erst nach dem Krieg wurde der Name Radar geprägt und löste das bis dahin verwendete Wort Radiosonde ab.
Beim ersten Mal dauerte der Aufbau der zehn Tonnen schweren Maschine, die aus mehreren Teilen besteht, aufgrund mangelnder Erfahrung, fehlender Teile und fehlender deutscher Installateure länger als üblich. Raija in Malmi war am 27. April 1943 und Raija in Kuninkaansaari am 1. Mai, vor 75 Jahren, zum Einsatz bereit.
Die Leistungsfähigkeit der neuen Luftüberwachungsgeräte wurde sofort unter Beweis gestellt. Jetzt, mit der Fähigkeit, feindliche Flugzeuge zu erkennen, könnten sie auch abgeschossen werden. Im Zusammenhang mit Raijas erstem Messversuch am 23.4. wurde ein feindliches schnelles Pe-2-Bomberflugzeug gesichtet, das von der Messerschmitt 109-Patrouille von Flugmeister Oiva Tuominen, die von Malmi gestartet war, abgeschossen wurde. Im Sommer 1943 schossen finnische Jagdflugzeuge mit Hilfe von Raijas Beobachtungen mindestens sieben feindliche Flugzeuge über dem Finnischen Meerbusen ab.
Die Beobachtungsreichweite von Raija betrug durchschnittlich 75 bis 120 Kilometer, was die Reichweite der Luftüberwachung im Vergleich zu zuvor verzehnfachte. Es wurde viel mehr Vorlauf gegeben, 12-20 Minuten, was ausreichte, um die Bereitschaft der Flugabwehr- und Kampfeinheiten zu erhöhen und die Bevölkerung zu alarmieren. Nun konnte der Feind nicht mehr überraschen, und auch schlechte Sicht oder dunkle Nacht verhinderten keine Luftüberwachung mehr.“

Wer mehr wissen will: https://de.wikipedia.org/wiki/Freya_(Radar)
Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Insel mehrmals den Besitzer, bis sie schließlich im Jahr 2013 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
**Naturparadies in der Nähe der Stadt**
Heute ist Kuninkaansaari ein Naturschutzgebiet und ein beliebtes Ziel für Naturliebhaber und Erholungssuchende. Die Insel ist von dichten Wäldern, Felsenküsten und malerischen Buchten umgeben, die sie zu einem Paradies für Wanderer und Vogelbeobachter machen. Hier sind einige der Höhepunkte, die Besucher auf Kuninkaansaari erwarten können:
1. **Wanderwege**: Kuninkaansaari bietet gut markierte Wanderwege, die Sie durch dichte Wälder und entlang der Küstenlinie führen. Diese Wege ermöglichen es Ihnen, die unberührte Natur der Insel zu erkunden und atemberaubende Aussichten auf das Meer zu genießen.
2. **Vogelbeobachtung**: Die Insel ist ein wichtiger Lebensraum für Vögel, insbesondere während der Zugvogelsaison. Ornithologen und Vogelliebhaber können hier eine Vielzahl von Vogelarten beobachten, darunter Seeadler, Kiebitze und viele andere.

3. **Picknickplätze**: Es gibt auf der Insel auch mehrere Picknickplätze, an denen Besucher eine Pause einlegen und die Ruhe der Natur genießen können. Eine großartige Möglichkeit, einen Tag mit Freunden oder der Familie zu verbringen. Auf Kuninkaansaari gibt es sogar einen Badestrand!
4. **Historische Überreste**: Trotz seiner natürlichen Schönheit ist Kuninkaansaari auch reich an Geschichte. Sie können Überreste alter Befestigungsanlagen und militärischer Gebäude erkunden, die die Geschichte der Insel als wichtiger Stützpunkt in vergangenen Zeiten widerspiegeln. Die Plakette für Raija II ist ebenfalls zu sehen.

**Anreise nach Kuninkaansaari**
Die Insel ist am besten mit dem Boot erreichbar. Im Sommer (1.5. bis 30.9.) verkehren regelmäßig Fähren von der Hauptstadt Helsinki nach Vallisaari und von dort aus kann man bequem zu Fuß über einen künstlich angelegten Wall nach Kuninkaansaari gelangen. Das Ticket hin und zurück kostete im Sommer 2023 fast 20 Euro (zwei Jahre zuvor nur acht Euro). Die Fahrten bieten nicht nur eine großartige Gelegenheit, die Küstenlandschaft zu bewundern, sondern auch einen reibungslosen Übergang in die Ruhe und Abgeschiedenheit der Insel.
Vallisaari hat übrigens auch einen Gasthafen: https://vallisaari.fi/en_US/guest-harbour – für den Fall, dass jemand mit dem eigenen Segelboot anreisen möchte.

Im Winter kann man nur mit einem privaten Arrangement anreisen, Infos darüber sind zu finden auf https://vallisaari.fi/en_US. Leider erweckt die Seite mal wieder den Eindruck, dass alles – auch im Sommer- entweder nur auf Finnisch, Schwedisch oder Englisch zu buchen sei. Selbstverständlich bin ich für Vallisaari und Kuninkaansaari autorisiert und kann dort Führungen anbieten, jedoch verwendet die Forstverwaltung, der die Insel untersteht, keine anderen Sprachen auf ihren Seiten. So dass deutschsprachige Besuchende gar nicht auf die Idee kommen, dass es Führungen auch auf Deutsch geben könnte. Ich selbst empfehle definitiv einen Besuch im Sommer!

**Tipps für Ihren Besuch**
– Planen Sie Ihren Besuch im Voraus, da die Anzahl der Besucher auf der Insel begrenzt sein kann, um die Natur zu schützen. Während der Biennale 2023 (siehe mein Blog https://claudiashelsinki.com/2023/08/27/ein-tauchgang-in-die-kreativitaet-die-biennale-auf-vallisaari/) gab es einen Tag, an dem man kostenlos auf die Insel fahren konnte.
– Nehmen Sie Proviant mit, da es auf der Insel keine Restaurants oder Geschäfte gibt. Das nächste Restaurant ist auf Vallisaari, aber auch dort ist die Auswahl beschränkt.
– Privates Camping ist weder auf Kuninkaansaari noch auf Vallisaari erlaubt, es sei denn, Sie buchen bei einem der Anbieter. Infos unter https://vallisaari.fi/en_US/for-visitors/majoitus Die Glamping-Versionen der verschiedenen Anbieter sind aber einen Versuch wert!
– Achten Sie auf die Umwelt und hinterlassen Sie keinen Müll. Die Insel hat ein empfindliches Ökosystem, das es zu schützen gilt. Kuninkaansaari ist ein verstecktes Juwel neben Vallisaari und ein Ort, an dem Sie die Schönheit der finnischen Natur in vollen Zügen genießen können. Ob Sie wandern, Vögel beobachten oder einfach nur die Ruhe der Natur erleben möchten, diese Insel wird Sie mit ihrer natürlichen Pracht und Geschichte verzaubern. Wenn Sie Helsinki nächsten Sommer besuchen, sollten Sie definitiv einen Ausflug nach Kuninkaansaari in Ihre Reiseplanung aufnehmen. Es ist eine Oase der Stille und Schönheit, die Sie nicht verpassen sollen.
