Vogelparadies Helsinki

Helsinki und seine Umgebung haben nicht nur Kulturfreunden viel zu bieten, sondern bergen wahre Naturschätze. Besonders Vogelfreunde kommen auf ihre Kosten. Das hat damit zu tun, dass Vögel auf ihrem Zug nach Süden beziehungsweise zurück nach Norden die Ostsee gern an Stellen überqueren, wo es möglichst viel Land und wenig Wasser gibt. Die Thermik der sich erwärmenden Landmassen ermöglicht nämlich einen energiesparenderen Flug. Daher ist die Meerenge zwischen Tallinn und Helsinki ideal. Viele Vögel machen in und um Helsinki Rast, bevor sie es weiter in den Norden Richtung Lappland zieht.

Im Folgenden gibt es Tipps, wo man in Helsinki am besten Vögel beobachten kann und welche Arten am häufigsten zu finden sind.

Um das Ganze selbst auszuprobieren, war ich gestern zusammen mit Eero Haapanen unterwegs, einem Helsinkier „Urgestein“, was den Naturschutz angeht. Er beobachtet seit Jahrzehnten Vögel und andere Wildtiere, arbeitet zum Beispiel auch als Beringer der in Helsinki seltenen Höhlentauben (uuttukyhky, Columba oenas) und schreibt Sachbücher.

Eero Haapanen in seinem Element

Eine der besten Locations ist das Feuchtgebiet rund um die Insel Lammassaari und östlich der Halbinsel Pornaistenniemi. Das Gebiet ist bekannt als Viikki – Vanhankaupunginlahti.

Wie kommt man dort hin? Am einfachsten fährt man zur Haltestelle des Technischen Museums (zum Beispiel mit den Bussen 71, 78 oder 506 von Pasila aus), von dort sind es circa fünf Minuten bis zum Ausgangspunkt einer Wanderung, die am Ende der Straße Jokisuuntie beginnt, in der Nähe von zwei umzäunten Hundespielplätzen. Das Feuchtgebiet kann man am besten von dem hölzernen Steg aus erkunden, der das Festland mit der Insel Lammassaari verbindet. Der Holzstieg ist übrigens eine Spezialkonstruktion, gebaut von Insassen des Gefängnisses von Kerava. Er „schwimmt“ auf dem Sumpf, wenn die Wasseroberfläche steigt, dann hebt sich auch der Steg, entsprechend auch beim Sinken.

Es gibt natürlich auch weitere gute Vogelbeobachtungsstellen, hier eine Zusammenstellung, die auf https://www.hel.fi/helsinki/fi/asuminen-ja-ymparisto/luonto-ja-viheralueet/kasvit-ja-elaimet/linnut/ zu finden ist:

  • Auringonnousunranta
  • Broändanpurovarsi
  • Bruksviken
  • Haltiala–Niskala
  • Harakka (die Insel befindet sich nur wenige Meter vor Helsinki, die Überfahrt dauert fünf Minuten)
  • Isosaari (diese Insel ist etwas weiter entfernt, die Fähre dorthin fährt nur im Sommer, vom Marktplatz aus)
  • Kaisaniemen puisto
  • Kaivopuisto
  • Kallahdenniemi
  • Kasaberget
  • Keskuspuisto
  • Kivikko
  • Kyläsaari–Arabianranta
  • Lauttasaari
  • Malminkartanonhuippu
  • Mustavuori
  • Mätäojavarsi
  • Pihlajasaari (Fähre von Hakaniemi aus, nur im Sommer)
  • Pitkäkoski und Ruutinkoski
  • Porvarinlahti
  • Seurasaari (dort ist auch das Freilichtmuseum)
  • Sipoonkorven eteläosat (= südliche Teile von Sipoonkorpi)
  • Stansvik
  • Suomenlinna
  • Tali und Iso-Huopalahti
  • Talosaari-Torpviken
  • Töölönlahti (die Bucht der Ostsee mitten in Helsinki)
  • Uutela
  • Vallisaari (über diese Insel habe ich bereits einen Blog geschrieben: https://claudiashelsinki.com/2021/09/11/vallisaari-die-wilde-insel-vor-helsinki/ )
  • Vuosaarenhuippu

Was kann man in drei Stunden sehen?

Jede Menge! Wir hatten aber auch ein Quentchen Glück.

Im Schilf hörten wir den Gesang des Schilfrohrsängers (ruokokerttunen, Acrocephalus schoenobaenus) und noch einiger anderer im Schilf wohnender Arten.

Auch gab es die Schafstelze (keltavastaräkki, Motacilla flava).

Ganz kurz gab es sogar eine Nachtigall zu hören. Auf einigen überfluteten Flächen gab es eine Löffelente (lapasorsa, Anas clypeata), mehrere Kiebitze (töyhtöhyyppä, Vanellus vanellus) und sogar mehrere männliche Kampfläufer (suokukko, Calidris pugnax) zu sehen. Letztere waren sich am Aufplustern, wir konnten als den Showlauf der Männchen verfolgen. Der finnische Name für diese Spezies lautet übrigens wortwörtlich übersetzt Sumpfhuhn.

Auch war ein Storch und einige Graureiher zu erspähen. Und natürlich gibt es sowohl Kanadagänse (kanadanhanhi, branta canadensis) als auch Weißwangengänse (valkoposkihanhi, Branta leucopsis).

Ganz zum Schluss sahen wir einen Seeadler (merikotka, und einen Fischadler (sääski, Pandion haliaetus) hoch über Helsinki kreisen. Als Zugabe kam dann noch eine Rohrweihe (Ruskosuohaukka, Circus aeruginosus).

Seeadlerhorst; Foto mit freundlicher Genehmigung von Joni Valkila.

Kurz überschlagen, gab es wahrscheinlich so um die 30 verschiedene Spezies in drei Stunden zu sehen. Sobald ich weitere Fotos erhalte, werde ich diese in den Blog einarbeiten.

Alle auf dem Gebiet Helsinkis regelmäßig nestbauende Spezies findet man – allerdings auf Finnisch – auf https://www.hel.fi/static/liitteet/kaupunkiymparisto/asuminen-ja-ymparisto/luonto/helsingin-pesimalintulajit-2019.pdf

Wen auch andere Tiere interessieren: Ja, wir haben auf Helsinkier Stadtgebiet auch schon einen Wolf, einen Luchs (= ilves) und einen Vielfraß gesichtet. Elche und Rehe sind regelmäßig zu sehen, das folgende Video habe ich gestern gedreht, als ein Reh das Feuchtgebiet überquert.

Wenn auch weitere Tierarten interessieren, hier eine Adresse, auf der man überprüfen kann, welche Tierarten wo gesehen wurden: https://riistahavainnot.fi/ Um Bären (= karhu) oder Vielfraße (= ahma) zu checken, muss man auf die Schaltfläche suurpedot (große Raubtiere) gehen. Da kann man dann zum Beispiel (für die Vergangenheit, also jetzt für das Jahr 2021) herausfinden, dass in Siuntio sich das nächste Wolfsrevier (susi= Wolf) befindet.

Das Titelfoto einer neugierigen Blaumeise (sinitiainen; Cyanistes caeruleus) mit freundlicher Genehmigung von Joni Valkila.

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