Klein, aber oho – Ostseekreuzfahrten 2022 bei Phoenixreisen und Hapag-Lloyd

Es geht weiter mit meiner kleinen Folge von Informationen über Ostseekreuzfahrten deutscher Anbieter für den Sommer 2022. Wer den ersten Teil nicht mitbekommen hat: https://claudiashelsinki.com/2022/01/22/finnische-haefen-als-teil-einer-ostseekreuzfahrt-optionen-fuer-den-sommer-2022-teil-1-aida/.

Die folgende Reihung ist nicht als eine Wertung zu sehen. Zuerst schauen wir uns denjenigen Veranstalter an, der acht Ostseereisen und dann denjenigen, der fünf Ostseereisen anbietet.

Phoenixreisen bietet für den Sommer 2022 insgesamt 8 verschiedene Ostseereisen an. Die Flotte umfasst drei Schiffe, die ganzjährig unterwegs sind und ein Schiff, die Deutschland, die nur im Sommer für Phoenix fährt.

Das Flaggschiff Amadea ist dem deutschen Fernsehpublikum als das „Traumschiff“ bekannt. Das Schiff ist insofern einmalig auf dem deutschen Markt, als dass es ursprünglich für den japanischen Markt gebaut worden war. Das merkt man besonders gut im Haupttreppenhaus, wo sich ein japanisches Gemälde über mehrere Stockwerke erstreckt. Das Schiff wurde auch künstlerisch von einer Malerin ausgestattet, die mehrere Jahre in Japan gearbeitet hat, und diesen japanischen Touch kann man spüren. Wenn man Glück hat, dann ist die Künstlerin an Bord und gibt Malkurse!

Sicht von oben auf das Gemälde im Treppenhaus

Die Amera kam erst 2019 zur Phoenix-Flotte dazu und könnte für manchen Finnlandfreund ein Dejá-vu sein. Sie wurde nämlich von der Wärtsilä-Marine-Perno-Werft in Turku als Royal Viking Sun für die Royal Viking Line gebaut und 1988 in Dienst gestellt.

Die MS Amera am Kai von Katajanokka

Auch das dritte ständige Mitglied der Flotte ist in Finnland gebaut worden. Die jetzige MS Artania wurde 1984 als Royal Princess ebenfalls in Turku gebaut und Lady Diana kam höchstpersönlich, um während ihres einzigen Finnlandbesuches das Schiff zu taufen. Schließlich war es für den britischen Markt bestimmt und bei dem Namen gab es keine passendere Taufpatin. Der damalige finnische Premierminister erinnert sich in seinen Memoiren an den denkwürdigen Besuch. Was Lady Diana von ihm geschenkt bekam – das werde ich Ihnen dann erzählen, wenn Sie bei mir eine Führung mitmachen.

Die MS Artania in Tórshavn auf den Faröer-Inseln

Genauso wenig wie bei den Schiffen gibt es auch bei den Reisen kein Fließband. Alle Reisen sind unterschiedlich.

Es wird angeboten:

Eine Kurzreise für diejenigen, die nur eine Woche Zeit haben und gerne heimische Ziele näher kennenlernen wollen – wahrscheinlich soll die Reise auch Gäste ansprechen, die gerne nur mit Deutsch zurechtkommen wollen:

Bremerhaven – Hundested (DA) – Helsingør – Binz – Warnemünde – Wismar – Kiel – Bremerhaven (7 Tage)

Die folgende Tour ist eine kurze Ostseekreuzfahrt mit den klassischen Zielen plus einem Abstecher nach Bornholm, in der kürzesten Form von 10 Tagen:

Kiel – Stockholm – Turku – St. Petersburg (2 Tage) – Tallinn – Helsinki – Klaipeda – Rønne/Bornholm – Kiel (10 Tage)

Es folgen zwei klassische Ostseevarianten:

Bremerhaven – Gdansk/Danzig – Tallinn – St. Petersburg – Helsinki – Stockholm – Bremerhaven (12 Tage)

oder mit zusätzlichem Klaipeda:

Bremerhaven – Gdansk/Danzig – Visby – Stockholm – Helsinki – St. Petersburg- Tallinn – Klaipeda – Bremerhaven (13 Tage)

Die beiden folgenden Reisen haben Königsberg mit im Programm, durch mehr Zeit am Computer in Coronazeiten könnte der eine oder andere darauf gekommen sein, dass seine Vorfahren aus Ostpreußen stammen und will nun diese Region kennenlernen – sehr viele Gäste, die die Region aus der eigenen Kindheit noch kennen, wird es leider nicht mehr geben.

Diese Version ist ohne Stettin:

Bremerhaven – Karlskrona – Stockholm (overnight!) – Helsinki – St. Petersburg (2 Tage) – Riga- Baltijsk (Hafen von Königsberg) – Danzig – Bremerhaven (13 Tage)

Und diese einen Tag mehr mit Stettin:

Bremerhaven – Stettin – Danzig – Pionerski (Hafen mit Ausflügen nach Königsberg) – Ventspils (Lettland) – Riga – St. Petersburg (2 Tage) – Helsinki – Stockholm – Karlskrona (Schweden) – Bremerhaven (14 Tage)

Die folgende Reise hat  auch Königsberg mit im Programm, gleichzeitig aber auch viele neue Ziele, die den wenigsten Kreuzfahrern aus vorherigen Reisen bekannt sein werden. Außerdem wird durch den Einbezug der Kieler Woche ein maritim interessiertes Publikum angesprochen:

Bremerhaven – Kiel (Kieler Woche) – Pionerski – Riga – Kuresaare (Saaremaa) – Tallinn – St. Petersburg (2 Tage) – Helsinki – Stockholm – Christiansø / Gudhjem (Dänemark) – Bremerhaven (14 Tage)

Die folgende Reise wäre mein persönlicher Favorit, mit fünf finnischen Häfen ein Traum. In Turku kann man auf einem Ausflug die dortige Werft erkunden. Und von Kemi aus gibt es einen Ausflug zum Polarkreis, zum Weihnachtsmann.

Kiel – Stockholm – Mariehamn – Örnsköldsvik (Schweden) – Kemi RaumaTurkuHelsinki – St. Petersburg (2 Tage) – Tallinn – Riga – Kiel (14 Tage). Und das Ganze mit der Artania, die hier an den Ort ihrer Entstehung zurückkehrt!

Blick auf das Königliche Schloss in Stockholm

Ziehen wir Bilanz.

Bei Phoenix werden folgende Plätze vergeben.

  1. Platz für St. Petersburg. 7 Mal legt man an, aber jedes Mal für einen Nightover. Weniger, um das dortige Nachtleben zu genießen, sondern um das umfangreiche Programm zu schaffen.
  2. Platz für Stockholm, aber nur ganz knapp. 7 Mal legt man hier an, aber einmal davon ist es ein Nightover. Das verhilft Stockholm zum zweiten Platz.
  3. Platz für Helsinki. 7 Mal ist man da. Die Amadea liegt übrigens oft am Kai direkt am Marktplatz (ohne Gewähr, es hängt auch von den Winden ab, die manchmal so wehen, dass man nach Hernesaari ausweichen muss)
  4. Platz für Tallinn (5 Besuche).
  5. geteilter Platz für Danzig und Riga (jeweils 4 Besuche).
  6. geteilter Platz mit jeweils zwei Besuchen für Pionerski, Kiel, Klaipeda, Karlskrona und Turku.
  7. Platz für die einheimischen Stettin, Binz, Warnemünde, Wismar, das lettische Ventspils, die dänischen Häfen Helsingør, Hundested, Christiansø, Rønne, Christiansø, das schwedische Visby, das russische Baltijsk und die finnischen Häfen Mariehamn, Kemi und Rauma.

Schauen wir uns an, welche Länder wie oft besucht werden, so ergibt sich folgendes Bild (nach aufgehaltenen Tagen pro Land):

  1. Platz für Russland (7 Aufenthalte mit 14 Tagen)
  2. Platz für Finnland (12 Aufenthalte / Tage)
  3. Platz für Schweden (10 Aufenthalte, 11 Tage)
  4. Platz geteilt für Estland und Dänemark (6 Aufenthalte / Tage)
  5. Platz für Lettland (5 Aufenthalte / Tage)
  6. Platz geteilt für Polen und Deutschland (jeweils 4 Aufenthalte / Tage)
  7. Platz für Litauen mit 2 Aufenthalten / Tagen.

Klein – aber fein: die Hapag-Lloyd-Flotte

Von einer Flotte von insgesamt fünf Schiffen schaffen drei Schiffe es den Weg in die Ostsee. Die Hanseatic Spirit macht zwei zielgleiche Winter-/Frühjahrsreisen in die Ostsee. Die Europa – übrigens auch in Finnland erbaut – und die Europa 2 erkunden dann im Sommer die Region. So kommen wir auf fünf Fahrten in die Region.

Die beiden Reisen des Expeditionsschiffs Hanseatic Spirit im Februar oder März gehen nach:

In der alten Kirche von Kemi (gebaut 1520-1553) findet man eine interessante Mischung aus Finnisch, Schwedisch und Latein.

Hamburg – Stockholm – Sundsvall –Kreuzen im Kvarken-Archipel Lulea (Overnight) – Kemi Oulu – Expeditionstag im Bottenwiek – Rauma – Kopenhagen – Hamburg (15 Tage)

Die Europa 2 fährt:

Hamburg – Stockholm – Tallinn – St. Petersburg (2 Tage) – Helsinki – Riga – Kopenhagen – Kiel (12 Tage)

Travemünde – Kopenhagen – Riga – Tallinn – St. Petersburg (2 Tage) – Helsinki – Stockholm (2 Tage) – Danzig – Hamburg (12 Tage)

Das Schloss Drottningholm in der Nähe von Stockholm (15 km entfernt). Hier wohnt die königliche Familie. Trotzdem kann man Teile des Schloss besichtigen.

Die Europa fährt:

Kiel – Riga – Tallinn – St. Petersburg (2 Tage) – Helsinki – Stockholm (2 Tage) – Klaipeda – Hamburg (12 Tage)

Hamburg – Danzig – Riga – Tallinn – Helsinki – St. Petersburg (2 Tage) – Stockholm (2 Tage) – Travemünde (12 Tage)

Platz 1 ist – Überraschung – Stockholm bei 5 Besuchen mit insgesamt 9 Tagen (bis auf eine Reise gibt es immer einen Overnight)

Platz 2 fällt an St. Petersburg mit 8 Besuchertagen bei vier Besuchen.

Platz 3 fällt geteilt an Tallinn, Riga und Helsinki mit je vier Besuchen an vier Tagen.

Platz 4 fällt an Lulea mit vier Tagen an zwei Besuchen.

Platz 5 fällt an Kopenhagen (vier Aufenthalte und Tage).

Platz 6 geht geteilt an Sundsvall, Kemi, Rauma und Oulu mit jeweils zwei Besuchen und zwei Tagen.

Bei der Länderstatistik führt ebenfalls:

  1. Platz für Schweden mit 10 Besuchen und 15 Aufenthaltstagen
  2. Platz für Russland mit 4 Besuchen und 8 Aufenthaltstagen
  3. Platz für Finnland mit 10 Besuchen und gleichvielen Aufenthaltstagen
  4. Platz geteilt für Dänemark, Lettland und Estland mit jeweils vier Besuchen/Aufenthaltstagen
  5. Platz für das Schlusslicht Klaipeda mit einem Besuch und Tag.
Typisch für die Ankunft in Klaipeda: Man wird von einem Volksmusikorchester begrüßt.

Sowohl bei den Stadt- als auch bei den Länderdestinationen hat also Schweden die Nase vorn. Es folgt eindeutig St. Petersburg und auf dem dritten Platz Finnland. Beim Eishockey wäre das eines der unbefriedigendsten Ergebnisse, wenn man gegen die beiden Erzfeinde verliert, egal wem würden wir gerne den ersten Platz übergeben, wenn man nur einen der beiden anderen auf Platz vier verdrängt hätte.

Peterhof in St. Petersburg

Sowohl bei Phoenix als auch bei Hapag Lloyd gibt es keine Hybridfahrten, die Ostsee und Nordsee mit Zielen in Norwegen miteinander verbinden würden. Wer Ostsee will, soll also auch Ostsee bekommen. Die Sommerfahrten von HL erscheinen sehr „konservativ“, die fünf Ziele Stockholm, Helsinki, St. Petersburg, Tallinn und Riga sind bei allen Fahrten dabei. An drei der Fahrten hält man auch an einem Overnight in Stockholm fest – der scheint sich bewährt zu haben. Stockholm scheint ein gutes Nachtleben zu haben! Bei der einen Fahrt ohne Overnight in Stockholm besucht man anstatt dessen noch die dänische Hauptstadt.

Außerdem: Wer Königsberg besuchen möchte, muss bei Phoenix buchen. Ebenfalls, wenn man eine Reise haben will mit möglichst vielen deutschen Häfen.

Sorry, so leer werden Sie den Platz vor dem Winterpalast in St. Petersburg nicht mehr sehen. Das war 1988, als ich die Stadt von Finnland aus zum ersten Mal besuchte (Foto vom Dia, deswegen nicht die beste Qualität).

Wer Oulu besuchen möchte, der muss Hapag Llloyd nehmen.

Es sieht unter dem Strich so aus, dass Helsinki und Finnland bei Ostseereisen bei diesen beiden kleineren Veranstaltern die Bronzemedaille erhält. Schweden und Russland – oder Russland und Schweden – erhalten Gold und Silber.

Mit einer einzigen Ausnahme gibt es keine Ostseekreuzfahrten ohne einen schwedischen oder ohne russischen Hafen, und bei dieser einzigen Ausnahme fehlen dann auch gleich genau diese beiden. Und dann gibt es nur zwei Routen ohne Helsinki und ohne St. Petersburg, nämlich die beiden Expeditionskreuzfahrten.

Helsinki und St. Petersburg scheinen also ein Paket zu sein, bei dem der eine ohne den anderen nicht auskommen kann. Bei einer Entfernung von ziemlich genau 400 Kilometern ist das auch kein Wunder, der Gast – zumindest auf den kleineren Schiffen – würde sich wundern, wenn einer der beiden fehlen würde.

Quellen: https://www.hl-cruises.de

https://www.phoenixreisen.com

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