Wer in Finnland unterwegs ist, dem wird auffallen, dass man immer wieder auf den Bären stößt. Er ist das finnische Nationaltier. Einige der frühesten Spuren der Finnen sind aus Holz geschnitzte oder in Stein gehauene Bärenköpfe, die man heute im Nationalmuseum bewundern kann. Und natürlich sitzt auch vorm Eingang dieses Museums ein Bär.
Das Sternzeichen Orion hieß bei den alten Finnen „Großer Bär“ und man sah es als die himmlische Heimat des Bären an. Der Schädel eines Bären wurde in den Wipfel eines Baumes gegeben, um dem Bären die Reise nach Hause zu vereinfachen. Über die alte Zeremonie des Bärenfestes nach dem Erlegen des Bärens sind eigene Doktorarbeiten geschrieben worden und man könnte dieser einen eigenen Blog widmen (mal sehen…). Diese dauerte mehrere Tage, der Bär wurde symbolisch dadurch besänftigt, dass man ihn mit einer Jungfrau im Dorf verheiratete.
Die Zähne und Klauen des Bären galten als starke Amulette.

Der Bär hatte als König des Waldes keine anderen natürlichen Feinde als den Menschen. Deswegen musste man mit ihm respektvoll umgehen und ihn nicht umsonst herausfordern. Der heutige gebräuchliche Name des Bären (karhu) war selbst früher die Umschreibung für das rauhe Fell des Bären (karhea bedeutet noch heute rauh/kratzig), das ursprünglich verwendete Wort war wahrscheinlich oksi und findet sich in den verwandten finnougrischen Sprachen wieder (für Finnischkenner: wird dekliniert wie kaksi, zwei). Das daraus gebildete otso war eine Diminutivform, bedeutete also „kleiner Bär“. Es war daher ein Tabuwort, er wurde umschrieben als „Honigtatze“ und „Meister Petz“ – sogar im Deutschen ist diese Ehrfurcht noch geblieben. Typische Bezeichnungen im Finnischen sind:
mesikämmen (Honigtatze), kouvo, kontio, otso, metsän omena (Apfel des Waldes), metsän kuningas (König des Waldes) und nalle, letzteres Wort wird jetzt für den Stoffteddybären verwendet.
Einige dieser Wörter sind dann zu Namensgebern für die finnischen Eisbrecher geworden, so heißt einer Otso und ein weiterer Kontio und auf dem Schiff ist der Bär zu sehen, in diesem Wikipedia-Eintrag sind die Details und Fotos dieser Schiffe zu sehen: https://en.wikipedia.org/wiki/Otso_(icebreaker)
Auf zahlreichen Stadt- und Gemeindewappen Finnlands tanzt der Bär.

Oft steht der Bär sinnbildlich für die finnische Steuer und manchmal auch für den russischen Nachbarn (darauf hatte ich schon in einem früheren Blog hingewiesen: .
Also Institutionen, die man ernst nehmen sollte und nicht auf die leichte Schulter, wenn man da einen gemeinsamen Nenner finden möchte.
Ganz zu schweigen, wie oft man ihn in der darstellenden Kunst, auf Gemälden und als Standbild finden kann. So gibt es in Helsinki im Stadtteil Kallio (dem „Kreuzberg“ von Helsinki) einen karhupuisto, also Bärenpark, der den Namen nach der Statue eines Bären erhalten hat, der gerade einen Ameisenhügel aushebt: https://www.hamhelsinki.fi/sculpture/mesikammen-muurahaispesalla-jussi-mantynen/
Im Augenblick leben in Finnland circa 2300-2500 Bären, die meisten von ihnen in Ostfinnland nahe der russischen Grenze.
Der größte in der Natur gelebte finnische Bär kam auf das Gewicht von 373 Kilo.
Demensprechend hat sich auch ein finnischer Sportausstatter mit dem Namen des Bären (karhu) geschmückt: https://de.karhu.com/, das Logo zeigt unverkennbar, um wen es geht.
Einer der letzten wunderbaren Bärenzugänge sind die Gemälde von Jussi Twoseven, die als Murale an der Außenwand des Gymnasiums in Otaniemi in Espoo zu finden sind. Dieser Stadtteil ist ja auch nach dem Bären benannt und bedeutet übersetzt „Bärenhalbinsel“.
Hier ist noch mehr über den Künstler zu lesen: https://fi.wikipedia.org/wiki/Jussi_TwoSeven

Tipp: Wer sich die Gebäude der ehemaligen technischen Universität bzw. jetzt der Aalto-Universität in Espoo anschaut, der sollte noch 100 Meter weiter gehen und sich diese Gemälde ansehen. Sie sind nur wenige Meter von einem der Eingänge zur Metro-Station Aalto University entfernt.

