Viele wissen es schon: Mode und besonders die schnelle Mode tragen enorm zum Treibhauseffekt bei. „Derzeit verursacht die Textilindustrie jährlich 1,2 Milliarden Tonnen CO2 – und damit mehr als internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen. Die Modeindustrie als Teil der Textilbranche ist allein für fünf Prozent der globalen Emissionen zuständig.“ (https://www.focus.de/perspektiven/nachhaltigkeit/nachhaltiger-leben/nachhaltigkeit-mode-wahnsinn-zerstoert-umwelt-wie-wir-das-aendern_id_10964545.html ).
Was können wir tun?
Weniger und dafür hochwertigere Kleidung kaufen. Nein zum 30. T-Shirt für fünf Euro. Wenn man unbedingt Lust auf ein neues Teil hat, dann Second Hand und nachhaltige Brands bevorzugen. Alternative Rohstoffe wählen ist ein weiterer Pluspunkt. Hat das Teil seinen Dienst getan, dann entweder – wenn es noch in gutem Zustand ist – weiterverkaufen, oder in die Altkleidersammlung (Achtung: bitte nur in Container von wohltägigen Vereinen, nicht kommerziellen Verwertern zukommen lassen) oder bei Eignung in Streifen schneiden und daraus neue Teppiche machen (siehe mein Artikel https://claudiashelsinki.com/2019/01/26/die-oeffentlichen-webateliers-finnlands-wo-sich-oekologie-und-kunsthandwerk-treffen/, die Fotos dieses Blogs sind alles selbstgewebte Teppiche von mir).

Hier ein paar nachhaltige Brands aus Finnland, die mehrere der obigen Punkte in sich vereinigen.
- Die Firma Jouten stellt aus alten Hoteltextilien (=alternative Rohstoffe) superbequeme tolle neue Mode her. Das Angebot richtet sich nach dem, was man gerade als Rohstoff reinbekommen hat, also kann es auch mal ganz schnell weg sein. Einfach nachschauen auf https://jouten.fi. „Jouten“ sein bedeutet auf Finnisch, einfach nichts zu machen und die Seele baumeln zu lassen, also auch ein bisschen die finnische Version vom dänischen hygge. Masterminds sind die beiden Designerinnen Emmi Lonka und Eljas Pajamies.
- Die beiden Damen von Halla Halla (https://www.hallaxhalla.com ) machen nachhaltige Schwimmanzüge und Bikinis aus alten Plastikflaschen und Fischernetzen. Die Surferinnen Hanna Chalvet und Salla Valkonen produzieren ethisch auf Bali in Indonesien, alle Teile sind selbstentworfen. Auf der Homepage zeigt ein Zähler, wie viel Abfall recycelt wurde, wie viele Kilogramm an Fischnetzen verwertet und wie viel Kilogramm C02-Emissionen vermieden wurden. Was ebenfalls auffällt: Endlich einmal sieht man auch etwas üppigere Modelle und nicht nur die üblichen Hungerstangen.
- Die Firm Rens (https://rensoriginal.com ) stellt weltweit die ersten Turnschuhe aus recyceltem Kaffeesatz und Plastik her. Beim weltweit höchsten Kaffeekonsum bleibt da viel übrig, zum Beispiel die wasserunlöslichen Polysaccharide, aus denen die Zellwände der Kaffeebohne bestehen. Jeder Turnschuh von Rens besteht aus sechs recycelten Plastikflaschen und 150 Gramm Kaffeesatz (aus durchschnittlich 21 Kaffees). Die Schuhe sind außerdem noch wasserdicht, trotzdem atmungsaktiv, verhindern Geruchsentstehung und obendrein 100% vegan. Die beiden Gründer Son Chu und Khanh Tran haben es mit ihrer Idee auch auf die Forbes Liste „30 unter 30“ geschafft, in der insgesamt 30 zukunftsweisende GründerInnen unter 30 Jahren vorgestellt werden: https://www.forbes.com/30-under-30/2020/europe/social-entrepreneurs/#2f7f69d941b8
- Cuitu (finnisch: kuitu = Faser) hat den Puls an den neuesten technologischen Entwicklungen, was Fasern angeht. Anvisierte KundInnen sind digitale Nomaden. Zum Angebot gehören Accessoires wie eine Tasche mit eingebautem Chip, über den man Zugang zu einem exklusiven Musikstück hat: https://www.wearecuitu.com/ Hinter Cuitu stecken vier junge, ambitionierte Frauen, produziert wird in Turku.
- Népra produziert die angeblich bequemsten Leggings der Welt, einfach mal nachschauen auf https://www.wearnepra.com/!
In Finnland ist übrigens gerade der zweite Nachhaltigkeitsbericht für die Modebranche von Eetti (Pro Ethical Trade Finland) veröffentlicht worden. Den ersten Preis in Punkto Nachhaltigkeit gewann der Helsinkier Herrenausstatter Frenn (https://frennhelsinki.com ), Frederikinkatu 24. Frenn gibt für seine Produkte eine Einjahresgarantie, wenn beim normalen Tragen und Waschen Schäden auftreten, repariert Frenn das Teil kostenlos. Nach dem ersten Jahr kann man bei Schäden ebenfalls das Teil zurückbringen und erhält einen Kostenvoranschlag, was die Reparatur kosten würde. Für Mitglieder des Stammkundenprogramms ist die Reparatur unter gewissen Umständen sogar kostenlos. Bringt man alte Frenn-Teile zurück, erhält man 15% Nachlass auf ein neues Teil. Die Teile sind nicht nur nachhaltig, sondern sehen auch top aus, Frenn erhielt 2017 die „Design Deed of the Year“-Auszeichnung. Frenn produziert in Estland, Lettland und Litauen, die dafür verwendeten Stoffe kommen ebenfalls aus diesen Ländern und Italien und werden direkt vom Hersteller bezogen, die Liste der Hersteller ist auf der Homepage einsehbar.
Und wie wäre es, wenn du 2021 zu dem Jahr machst, in dem deine erste textile Kaufentscheidung nachhaltig gemacht wird?

Quelle: https://www.goodnewsfinland.com/feature/five-from-finland-sustainable-fashion/