Exklusiv-Interview mit Áilu Valle – der erste samische Rapper

Áilu Valle stammt aus dem Dorf Kaamasmukka in der Nähe von Utsjoki (nördlichste Gemeinde von Finnland). Seine Musikerkarriere begann er mit Rapp in englischer und finnischer Sprache, wechselte dann jedoch in seine Muttersprache, das Nordsamische. Er hat eine Ausbildung als Lehrer und hofft, dass die Verwendung des Nordsamischen in der Musik zum Revival der Sprache bei Jugendlichen beiträgt. Sein erstes Album Dušši dušše duššat (finnisch: Turha vain tuhoutua; Sinnlos, sich einfach zu zerstören) erschien 2012. In seinem zweiten Album 7 (2015) verbindet Valle samische Weltanschauung und östliche Philosophie. Musikalische Vorbilder sind für ihn Nils-Aslak Valkeapää und der finnische Rapper Asa. Heute war er mit seiner Band Trio Boogiemen zu Besuch beim Stand der Gemeinden Inari-Saariselkä auf der jährlichen Leitmesse für Reisen in Helsinki. Claudias Helsinki hat die Gelegenheit ergriffen und ein Interview mit Áilu Valle geführt. Kostproben seiner Musik sind ebenfalls mitgekommen.

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Claudia: Was macht Lappland deiner Meinung nach so einmalig auf der ganzen Welt?

Áilu: Ganz klar die Natur und die Menschen dort. Es gibt dort eine eigene Welt, die man nicht vermissen möchte. Wie man so sagt: Du kannst Lappland verlassen, aber Lappland verlässt dich nicht. Je älter ich werde, desto mehr merke ich das. Ich habe sieben Jahre in Oulu studiert, aber ich bin wieder zurück. Das Land und der Friede in und mit der Natur. Die Menschen sind ehrlich und helfen einander. Einer kann dem anderen vertrauen.

Claudia: In letzter Zeit hat man von einigen Problemen gehört, dass Gäste aus Asien sich in Lappland nicht korrekt verhalten haben. Was würdest du Gästen in Lappland empfehlen, wie sie sich dort verhalten sollten?

Áilu: Man sollten auf die Guides dort hören, sie fragen, wenn sie nicht von sich aus erzählen, wie man sich dort verhalten soll. Das Wichtigste ist natürlich, dass wir die Natur so sauber und rein erhalten, wie wir sie vorfinden. Weil ja gerade die Natur so wunderbar ist, wenn man sie sauber hält. Und natürlich die ganz einfachen Grundregeln der Anständigkeit und Höflichkeit. Und Vorsicht. Die Natur verzeiht manchmal nicht. Sich einfach verantwortlich benehmen.

Claudia: Hast du einen Spezialtipp für meine Gäste in Lappland?

Áilu: Ein ganz spezieller Ort für mich ist die Einödkirche von Pielpäjärvi bei Inari. Dort kommt man im Winter nur auf Langlaufskiern hin oder mit dem Schlitten, und im Sommer nur mit dem Boot oder zu Fuß.

Claudia: Danke für den tollen Tipp und das Interview.

Die Kirche von Pielpajärvi gehört zu den ältesten Gebäuden von Lappland und wurde 1752-1760 erbaut. Sie diente den Inarisamen als Kirche. Pielpajärvi war früher ein Winterdorf, wo man sich traf, um kirchliche Zeremonien wie Taufen und Heiraten durchzuführen. Hierhin kamen auch die Steuereintreiber, im schlimmsten Fall kamen die Schweden, die Russen und die Dänen (als Norwegen noch zu Dänemark gehörte). Sie liegt ungefähr 10 Kilometer nördlich des Ortes Inari am Ufer des Sees Pielpajärvi inmitten der lappländischen Wildnis. Sie kann nur über einen 4,5 km langen Fußweg erreicht werden. Im Sommer ist die Kirche eine beliebte Hochzeitskirche. Und natürlich gibt es auch einen unruhigen Geist in der Kirche: der Legende nach hatte eine Magd ihr Kind getötet und am Fundament des Glockenturms begraben, ihr Jammern soll noch heute manchmal im Glockenturm zu hören sein. Als die Kirche in den sechziger Jahren renoviert wurde, fand man jedoch keine Beweise für diese Legende.

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