„Hauptsache, die Schweden sind raus!“

Als gestern die deutsche Eishockeymannschaft den Einzug ins Halbfinale schaffte, war genau das der Kommentar eines finnisch-deutschen Facebook-Freundes von mir. Er zeigt eine Grundeinstellung der meisten Finnen: Egal, wer gegen Schweden oder Russland spielt, wir sind immer für die anderen.
Warum ist das so? Natürlich liegen die Gründe in der Geschichte. Finnland war über 600 Jahre lange ein integraler Bestandteil des schwedisches Reiches und von 1809 bis 1917 gut 100 Jahre lang ein – wenn auch autonomer – Teil des russischen Reiches. Genau deswegen ist es erst einmal gut, wenn Schweden raus ist, und am besten wäre es, wenn Deutschland dann auch noch die Russen im Eishockey besiegen würde (das Foto zeigt die Erinnerungstafel an einen gewonnen Kampf zwischen den 650 finnischen – damals schwedischen – Truppen gegen 5200 russische Soldaten, der 1789 in Porrassalmi stattgefunden hat). Dann wäre die finnische Welt in Ordnung.
Mit ins Bild gehört, dass finnische Männer den schwedischen oft ihre Maskulinität absprechen: wer den letzten bewaffneten Konflikt vor über 200 Jahren ausgetragen hat (im Falle von Schweden war das der schwedisch -norwegische Krieg von 1814), der gilt in Finnland als Waschlappen. Viele interpretieren auch die schwedische „Laberei“ als Zögern, die Schweden firmieren als ein Volk, in dem erst monatelang geredet wird, bevor schließlich und endlich eine Konsensentscheidung getroffen wird, die aber dann auch von allen getragen wird. In Finnland wird eher „im alten Stil“ von oben entschieden, einige knirschen mit den Zähnen, aber dann wird mit dem Mindset eines Untertans gehorcht, ein historisches Erbe der Zarenherrschaft (und ganz nebenbei wohl auch einer der tausend Gründe, warum das finnische Schulsystem so viel besser funktioniert als das deutsche, man gehorcht Autoritäten einfach noch viel mehr).
Als finnisch-deutsche Doppelstaatsbürgerin wünsche ich natürlich auch den deutschen Eishockeyspielern viel Glück! Den russischen Bären zu besiegen wäre ein Grund, um hier eine Flasche Henkel oder einen Rotkäppchensekt aufzumachen, besser noch einen Champagner, aber der wäre dann nicht deutsch…

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