Mit in Finnland gebauten Schiffen unterwegs – wohin fährt die Europa?

1999 lief die MS Europa in der damaligen Kvaerner Masa Yards in Helsinki vom Stapel. Sie ist bereits das sechste Schiff, das in der Hapag Lloyd Flotte diesen Namen trägt. Und ein ganz besonderes. Sie ist nämlich weltweit das einzige Kreuzfahrtschiff, das vom britischen Kreuzfahrtführer „Berlitz Complete Guide to Cruising & Cruise Ships“ zwölf Mal in Folge mit der Kategorie „5-Sterne-plus“ ausgezeichnet wurde.

In einer Suite der Europa

Das Schiff hat für zahlende Gäste nur Suiten – Achtung, nicht den Fehler machen, dass man aus Versehen von Kabinen spricht. Den Namen haben die Suiten auch verdient. So gibt es sowohl Badewanne als auch Dusche und einen ordentlich großen begehbaren Kleiderschrank. Dass die Getränke in der Minibar im Preis mitinbegriffen sind, versteht sich von selbst. Da gibt es dann neben einem gepflegten Pils auch etwas interessantere Softgetränke wie Rhabarberschorle oder Kirschsaft. Wenn man dafür pro Tag mindestens 500 Euro ausgibt, versteht sich. Dafür hat man dann auch einen Golfsimulator an Bord und kann sein Handicap verbessern. Was aber das wirklich Schönste am Schiff ist, ist die echte Herzlichkeit und Freundlichkeit der Mitarbeiterinnen. Man spürt, dass hier Menschen arbeiten, denen das Wohl der Gäste allen Ernstes am Herzen liegt. Sie gehen die extra Meile – wie es die Amerikaner ausdrücken würden.

Der begehbare Kleiderschrank

Es gibt Platz für maximal 408 Gäste, die von 275 Crewmitgliedern betreut werden, optimaler geht es einfach nicht.

Doch wohin geht es? Aufgrund der kleinen Größe des Schiffes kommt man auch in Häfen, die vielen anderen Schiffen verschlossen bleiben.

Keine Kreuzfahrt wiederholt sich, also entsteht auch keine Routine- oder Schallplattenmentalität.

Vor Weihnachten 2022 geht es von Barbados bis nach Rio de Janeiro. Über die Feiertage weiter entlang der südamerikanischen Küste rund um das Kap Horn bis Valparaiso. Im Januar dann weiter entlang der südamerikanischen Westküste bis Panama. Macht also eine Komplettumrundung des südamerikanischen Kontinents! Dann biegt man allerdings „links“ ab bzw. wendet sich Richtung Westen, also Richtung Tahiti und Ozeanien. Im Februar erreicht man nach einigem Insel-Hopping in Ozeanien dann Neuseeland. Weiter geht es von Auckland bis Sydney, mit einem Zwischenstopp auf Tasmanien. Dann fährt man die australische Ostküste entlang Richtung Norden und erreicht Anfang April Manila auf den Philippinen. Von dort geht es über Vietnam und Thailand nach Singapur. Die nächste 16tägige Reise hat es in sich. Man startet von Singapur aus und ist 16 Tage auf See – ohne Stopp und Landgang, bevor man am 9.5.2023 in Piräus in Griechenland ankommt. Inklusive Passage durch den Suezkanal, der zugegebenermaßen eine sehr interessante Abwechslung bieten wird. Das ist die ideale Reise für jemanden, der nicht genug bekommen kann von Seetagen! Hoffentlich gibt es auch genug spannende Vorträge an Bord, aber davon kann man bei Hapag Lloyd ausgehen. Auf diese Reise würde sogar ich auch ein Buch mitnehmen, meistens kommt man auf Kreuzfahrten nicht zum Lesen. Aber das verstehen nur die, die schon einmal eine gemacht haben…

Die Öresundbrucke zwischen Schweden und Dänemark

Bei der folgenden Kreuzfahrt lernt man die Inselwelt Griechenlands kennen- von ein paar Abstechern Richtung Türkei abgesehen. Es folgt eine Fahrt von Piräus über Kreta und Sizilien nach Monte Carlo. Direkt danach gibt es die Möglichkeit für einen Kurztrip entlang der Cote d’Azur. Den Transfer in nördlichere Gefilde macht man in zwei Etappen: Erst geht es von Monte Carlo bis Malaga, dann von Malaga bis Hamburg.

Zum Glück kommt die Europa 2023 und 2024 auch jeweils zweimal in Helsinki vorbei. Und zwar auf der Reise vom 25.06. bis 7.7.2023 (12 Tage). Es handelt sich um eine klassische Ostseereise, die mit einer Fahrt durch den Nordostseekanal beginnt. Erste Station ist Danzig, dann geht es weiter nach Visby auf Gotland, Riga und Tallinn. In Helsinki kommt man am 1.7. morgens um 7.00 an und fährt erst am 2.7. um 17 Uhr ab – wir haben also einen Overnight-Aufenthalt hier. Als nächstes fährt man nach Turku, der ehemaligen Hauptstadt Finnlands, bevor es weitergeht nach Stockholm, wo es den zweiten Overnight-Aufenthalt gibt. Bei der Ausfahrt aus den Schären ab 17.00 Uhr ist es noch so lange hell, dass man diese sehr gut genießen kann. Nach einem Entspannungstag auf See kommt man wieder in Travemünde an.

In Helsinki ist die Europa übrigens das einzige Kreuzfahrtschiff, das für die Information ihrer Gäste eine Fremdenführerin an Bord bittet. Die sitzt dann dort im Eingangsbereich und informiert die Gäste ganz individuell und kann alle Fragen beantworten. Habe ich natürlich schon mal gemacht.

Weiter geht es mit einer klassischen Norwegenfahrt in der Tradition der Postschiffe. Es folgt die zweite Ostseeroute, jedoch mit kleinen, aber feinen Änderungen, vom 21.7. bis 2.8.2023 (12 Tage). Es geht los in Kiel, ein Besuch auf der Insel Bornholm in Gudhjem (Dänemark) steht an – ein seltenes Vergnügen! Dann geht es nach einem Seetag weiter nach Tallinn, wo man bis Mitternacht bleibt. Am nächsten Tag, dem 25.7., kommt man schon früh um 6.00 Uhr in Helsinki an, wo man bis 17 Uhr bleibt. In der Nacht hat man dieselbe Route wie die klassischen Stockholmfähren und kommt um 9.00 Uhr dort an, hier gibt es einen Overnight, um das Nachtleben von Stockholm genießen zu können. Dieses Mal gibt es die Abfahrt schon um 12.00 Uhr, so dass man den Nachmittag entspannt die Schären vor Stockholm vor seinem Augen vorbeiziehen lassen kann. Immerhin braucht es vier bis fünf Stunden, die Schärenwelt zu durchfahren. Es folgen Stopps in Riga, Visby, Danzig und Kopenhagen, bis man nach einer Abendpassage durch den Nordostseekanal in Hamburg ankommt.

Wer zwischen den beiden Alternativen entscheiden muss, sollte vielleicht noch wissen, dass die zweite Fahrt auch eine Golfreise ist, wer also hier Präferenzen hat, weiß, was er oder sie nimmt. Es bleibt die Qual der Wahl. Die erste Fahrt hat noch mehr Helligkeit in der Nacht, weil sie näher an Mittsommernacht liegt (genau gesagt beginnt sie einen Tag nach dem Johannistag, heller geht es also kaum!) – und einen Overnight in Helsinki, der nur relativ selten angeboten wird. Die zweite Fahrt lockt mit einem nur selten angefahrenen Ziel: Gudhjem. Das ich selbst auch noch nicht kenne, so selten wird diese Insel angefahren. Und hat noch Kopenhagen dabei.

Auch 2024 geht es nach Helsinki.  Wieder gibt es zwei Kreuzfahrten. Die erste geht sogar direkt über Mittsommernacht: 22.6. bis 4.7.2024. Voller Zuversicht plant man sogar St. Petersburg mit ein! Es geht in Hamburg los, nach einer Tagespassage durch den Nordostseekanal ist man am Mittsommernachtstag, dem Johannistag, in Kopenhagen. Nach einem Entspannungstag auf See gibt es einen Overnight-Stay in Stockholm, um am 28.6. in Helsinki anzulegen. Für Golfer gibt es hier Extraprogramm (so wie schon in Kopenhagen und in Stockholm). Die beiden folgenden Tage wären dann für St. Petersburg vorgesehen, wenn denn daraus etwas wird. Wenn ihr mich fragt: Sorry, daraus wird die nächsten 10-15 Jahre nichts, aber das ist meine eigene ganz persönliche Einschätzung der Lage. Hoffentlich habe ich Unrecht! Nach zwei weiteren Tagen in Tallinn und Riga geht es dann zurück nach Kiel.

Die zweite Möglichkeit gibt es dann zwischen dem 28.8. und 5.9. 2024 (8 Tage). Hier gibt es die Abreise ab Hamburg, dann eine Tagespassage durch den Nord-Ostsee-Kanal, einen Besuch auf Godhjem (Bornholm) in Dänemark, Klaipeda (das ehemalige Memel), Riga und Helsinki (am 3.9.2024). Enden soll die Reise in St. Petersburg, mit einem zweitätigen Aufenthalt. Die darauffolgende ebenfalls achttägige Reise beginnt dann in St. Petersburg und führt zurück nach Deutschland, allerdings ohne in Helsinki Station zu machen. Statt Helsinki gibt es Kalmar in Schweden.

Nächtliches Suomenlinna, hier allerdings im November.

Und wenn die Europa nach Helsinki kommt und ich nicht gerade woanders sein sollte, dann habe ich auch einen Ausflug mit Gästen der Europa. Falls sich genug Gäste für den Ausflug  zur Festungsinsel Suomenlinna gemeldet haben, dann habe ich sehr oft diesen. Um Gruppen auf Suomenlinna führen zu dürfen, braucht man nämlich eine eigene Ausbildung mit Autorisierung, die mit einer Prüfung abschließt und die haben nicht alle gemacht. Da die Europa meistens den besten Liegeplatz hat (siehe mein Blog zum Thema: https://claudiashelsinki.com/2018/03/09/mit-dem-kreuzfahrt-schiff-nach-helsinki-insidertipps-teil-1/), ist man auch ganz nah am Zentrum, zum Marktplatz ist es nur ein Katzensprung. Wer also nur das Zentrum sehen möchte, der kann das gut auch in Eigenregie – aber nach Suomenlinna würde ich den Ausflug nehmen. Falls sich nicht genug Teilnehmer für diesen Ausflug gefunden haben sollten, hier die Anleitung, wie man es auch selbst machen kann:

Diesen Blick auf das Riesenrad und die Uspenski-Kathedrale hat man nur der Anlegestelle direkt neben dem Markt.

Die Fähre fährt vom Marktplatz aus los. Entweder man nimmt die öffentliche Fähre (HKL-Fähre), dann gilt ein Tagesticket der Öffis, das man auch sonst nutzen kann, zum Beispiel, um die Felsenkirche zu besuchen. Die privaten Wasserbusse sind die zweite Möglichkeit. Sobald man nach der 15minutigen Fahrt ankommt, macht man ein Foto vom Abfahrtzeitplan, damit man weiß, wann man wieder zurück sein muss. Tagsüber fahren die Fähren im Sommer in der Regel alle 15-20 Minuten. Auf der Insel ist dann alles zu Fuß zu sehen. Es lohnt sich, gleich zu Beginn sich im Infocenter eine Karte zu besorgen und der blauen Linie zu folgen. Entlang dieser sind alle interessanten Sehenswürdigkeiten zu finden. Zeitaufwand: circa 1,5 bis 2 Stunden, um keine Hetze zu haben. Wer also morgens um 9 Uhr die Fähre nimmt, der schafft es gut, wieder zum Mittagessen auf der Europa zu sein. Allerdings würde ich mir wünschen, dass der Ausflug nach Suomenlinna zustande kommt: Mit Erläuterungen ist es einfach wesentlich ergiebiger und interessanter, das einzige Weltkulturerbe in Helsinki kennenzulernen!  

So sieht es aus, wenn man von Bord der Europa auf Suomenlinna schaut.

Die Ausfahrt aus Helsinki habe ich bei meinem letzten Einsatz als Bordlektorin auf der MS Europa mitgefilmt. Leider habe ich das gekippte Video noch nicht umdrehen können – wer einen Tipp dafür hat, der lasse es mich bitte wissen! Ihr könnt euer Handy aber einfach kippen, um es anzusehen.

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