Was kann man in Finnland machen, wenn Corona einen Tagesausflug nach Tallinn fast unmöglich macht, weil man nach der Rückkehr sich testen lassen müsste? Und keine Lust hat, im Hafengebäude stundenlang auf den Test warten zu müssen? Seit dem 28.12.2021 müssen sich alle Rückkehrer*innen unabhängig vom Impfstatus auf Covid-19 testen lassen, wer nicht in Finnland wohnt oder die finnische Staatsangehörigkeit hat, der muss das vor Antritt der Reise tun.
Falls jemand besorgt ist: Die Corona-Zahlen zwischen Finnland und Estland unterscheiden sich bei einem Datum rund um den Jahreswechsel 2021/2022 kaum. Daher ist die statistische Wahrscheinlichkeit, sich durch den bloßen Aufenthalt in Estland anzustecken, genauso groß, wie wenn ich mich in Finnland aufhalte. Es kommt ganz darauf an, was man macht und wie. Am 2.1.2022 gab es in Finnland (Quelle: Helsingin Sanomat) 847,8 Coronainfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der letzten 14 Tage), in Estland waren es 785,9 (wenige Tage vorher war es ungefähr umgekehrt). Damit liegen die Zahlen deutlich über den deutschen und den österreichischen, nur die Schweizer haben noch deutlich mehr Probleme. Was mit Finnland los ist und warum die Zahlen so steigen – das ist wohl ein Thema für den nächsten Blog. Ich muss zugeben, dass die Lage mich besorgt. Das größte Problem hier ist wohl, dass man bisher sehr glimpflich davon gekommen ist, und dass das Anlass gegeben habt zum Übermut und dem Wiegen in einer falschen Sicherheit. Immer noch gibt es hier Leute, die niemanden im Umkreis haben, der ernsthaft an Corona erkrankt oder gar daran gestorben wäre und das führt dazu, dass man sich auf einer Insel der Seligen wähnt. Aber dazu dann mehr nächste Woche!
Die Lösung für die Unternehmenslust: Man macht eine sogenannte Mini-Kreuzfahrt, mit FFP2-Maske, na klar. Das ist eine Kreuzfahrt, bei der man, wenn das Schiff in Tallinn ankommt, gar nicht aussteigt, sondern auf dem Dampfer bleibt und gleich wieder zurückfährt. Das klingt jetzt ein bisschen verrückt, aber man kann die Zeit für einen Besuch des skandinavischen Buffets nutzen. Und natürlich auf dem Schiff einkaufen. Auf dem Schiff, hier der MS Finlandia von der Eckerö-Line, gilt finnische Gesetzgebung und daher auch die finnische Corona-Gesetzgebung. Die besagt, dass zu normalen Zeiten nicht nach einem Corona-Pass gefragt wird (nach der leider sehr unlogischen Logik der Behörden hier wird das Virus erst ab einer gewissen Uhrzeit abends aktiv, wahrscheinlich haben die Gastronomie-Betriebe hier erfolgreich Lobbying betrieben). Also können alle auch zum Restaurant rein, außerdem gibt es eine “strenge” Maskenempfehlung. Zum Glück gibt es zwischen den Tischen Riesenabstände, und es wird auch nur eine Person bzw. ein Haushalt pro Tisch gesetzt. Weil leider sich nicht alle an die Maskenempfehlung halten, habe ich versucht, die Anzahl der Besuche beim Buffet klein zu halten. Ja, wer mir zugeschaut hätte, hätte mich glatt als eingeborene Finnin identifiziert: das Weinglas voll gefüllt – zu Nicht-Corona-Zeiten wäre ich dreimal gelaufen, aber dieses Mal, mit ständigem Auf und Ab der Maske läuft man lieber nur ein Mal. Apropos Wein: Der hat leider Tetrapack-Qualität, da darf man nicht zu viel erwarten. Als Bier wird Lapin Kulta angeboten, aber das ist nicht glutenfrei – und außerdem mag ich kein Bier.
Die Vorspeisen: Immer das Beste im Norden
Hier dann noch die Hauptspeisen:
Und natürlich darf auch das Dessertangebot nicht fehlen:
Hier dann noch ein Video von einer A-Außenkabine von der MS Finlandia.
PS Die Reise wurde in keinster Weise von Eckerö Line gesponsert sondern zu 100% von mir finanziert. Falls ich noch mehr Schiffe testen sollte, dann lasst es mich wissen!
PSS Bin natürlich prompt von einer Knigge-Anhängerin für mein schlechtes Benehmen am Buffet getadelt worden. Allerdings hätte ich gedacht, dass die meisten ganz genau gelesen haben, warum ich versucht habe, so wenig wie möglich Wege im Restaurant zu machen. In Finnland und auch auf der MS Finlandia gibt es keine Maskenpflicht, nur eine Maskenempfehlung. Und genausowenig ist ein Coronapass im Einsatz. Wie ich im Bericht erwähnt habe, halten sich also nicht alle an die Empfehlung. Vor oder hinter mir am Buffet kann also jemand stehen, der weder geimpft noch genesen noch getestet ist und dazu auch noch keine Maske aufhat (was in Mitteleuropa im Restaurant im Augenblick ja gar nicht geht). Die Zahlen in Finnland steigen gerade im Augenblick dramatisch an. Da pfeife ich auf gutes Benehmen und gehe nicht extra für einen Teller Krabben, extra für die Fischeier und extra für den Lachs. Immerhin habe ich vier Gänge ans Buffet gehabt: einen für die Vorspeise, einen für die Hauptspeise und einen für das Dessert. Dazu noch einen für die Getränke. Außerdem wurde ich für meine Weinwahl kritisiert. Selbstverständlich weiß auch ich einen guten Grünen Veltliner zu schätzen, wenn man aber das Buffet im Blog vorstellen will, dann gehört dazu, den Wein, der im Buffet inkludiert ist, auch mal zu testen. Wenn ich alleine unterwegs bin, ist mir eine Flasche – wie die Knigge-Dame mir vorschlagen wollte – einfach viel zu viel. Genauso wie es zu viel ist, erst vom Buffet-Wein zu probieren und dann noch einen extra zu bestellen (dann hätte es ja auch wieder was zu kritisieren gegeben). Noch was zum Nachdenken: Habe hier in Finnland von einer Dame gehört, die auch in Corona-Zeiten die guten Sitten nicht aufgeben und weiterhin zur Begrüßung die Hand schütteln wollte. Jetzt liegt sie “5 Feet under”. Da gebe ich doch lieber die guten Sitten auf….