Weltrekord bei der finnischen Corona-App

Claudias Helsinki berichtete bereits: Vom ersten Tag an bis heute bricht die finnische Corona-App alle Rekorde (siehe http://claudiashelsinki.com/2020/09/05/die-finnische-corona-app-bricht-beim-runterladen-alle-rekorde/ sowie http://claudiashelsinki.com/2020/09/12/jeder-dritte-finne-benutzt-die-korona-app-willkommen-in-lappland/).

Am 5.9. hatten bereits 30% der Finnen die App heruntergeladen (https://www.kaleva.fi/koronavilkun-ladannut-30-prosenttia-suomen-vaestos/2850917)

Am 1.10. hatten dann schon zwei Millionen die App heruntergeladen, damit lag Finnland im Oktober nur um eine Haaresbreite hinter Irland (https://thl.fi/fi/-/kayttajat-tekivat-koronavilkun-kautta-600-tartuntailmoitusta-syyskuussa-varmista-etta-sinulla-on-sovelluksen-uusin-versio).

Nun haben bereits mehr als 2,5 Millionen Finnen die App heruntergeladen (Stand Ende Oktober 2020). Während ich diesen Artikel schreibe (6.11.2020), kann man davon ausgehen, dass einer dieser Tage ungefähr die Hälfte der Bevölkerung die App geladen haben werden. Leider sind die Finnen so uneitel, dass die Downloadzahl nicht einmal regelmäßig kommuniziert wird, obwohl wir bereits jetzt den Weltrekord am Prozentsatz einer datenschutzunbedenklichen App, die freiwillig heruntergeladen wird, halten!

Herbststimmung im November

Warum?

Wir vertrauen in Finnland aufeinander. Die Bevölkerung vertraut darauf, dass die Regierung das Beste für die eigene Bevölkerung anstrebt. Und die Regierung vertraut auf die Bevölkerung, dass diese sich vernünftig verhält.

Im Frühjahr hatte Professor Drosten über die Wirksamkeit einer solchen App prognostiziert:

„Wenn 60 Prozent der Bevölkerung solch eine App aktiv nutzen würden und wenn etwa 60 Prozent derjenigen, die informiert werden, zu Hause blieben, sei die Epidemie zu stoppen – gemessen an der Anfangsausbreitung des Virus im chinesischen Wuhan. Da sich das Virus mittlerweile schneller verbreitet als damals, würde man mittlerweile zwar einen höheren Teilnehmeranteil an der App-Nutzung benötigen, doch „die essenzielle Information zu kommunizieren und die Zeit, die man dadurch gewinnt, würde tatsächlich fast das gleiche bringen wie ein richtiger Lockdown.” (https://www.focus.de/gesundheit/news/rettung-aus-lockdown-neue-studie-laut-virologe-christian-drosten-wirklich-ein-hoffnungsschimmer_id_11848073.html , vom 7. April 2020)

Damit ist Finnland das Land, dass sehr nahe an die Wunschvorstellung Drostens herankommt. Bei dem von ihm entworfenen Szenario würde ich sogar annehmen, dass wenn in Finnland jemand eine Warnung über seine App erhält, zuhause zu bleiben, er dann in 95% der Fälle zu Hause bleibt. Wenn nicht sogar in 100% der Fälle – die Sorte von Mensch, die nicht zu Hause bleibt, hat nämlich die App erst gar nicht geladen.

Zieht man Menschen ab, die entweder zu alt sind, um sich Apps auf Handy laden zu können oder auch zu wollen (überschlagsmäßig 3% der Bevölkerung, die über 85 Jahre alt sind), oder gar kein Smartphone besitzen, sowie Säuglinge und Kinder (16% unter 14 Jahre) ab, dann kommt man darauf, dass so gut wie jeder die App benutzt. Eine Reihe von Menschen hat zwar ein Handy – Menschen ohne Handys gibt es hier gar nicht – aber eines älteren Datums, bei dem die Blutooth-Technologie nicht funktioniert. Hier meine Schätzung dazu: 50% Nutzer, 10% würden gerne nutzen, haben aber nicht die Technologie dazu, 20% zu jung oder zu alt, 10% Gleichgültige, die sich nicht mal fünf Minuten Zeit nehmen wollen, um sich und andere zu schützen, 5% Leute, die Angst vor Überwachung haben und 5% Aluhutträger. Ja, natürlich gibt es auch hier die 5%, die glauben, dass es nichts bringt und hinter dem Ganzen eine unglaubliche Verschwörung aus Hochfinanz, Juden und Bill Gates steckt, die komischerweise sogar Hunde dazu bringt, Viren zu erkennen, die es nach Meinung der Aluhutträger gar nicht gibt. Aber wie beim Impfen können 95% dann helfen, dass die bekloppten 5% geschützt werden, ohne dass die merken, dass sie ohne die 95% zum Teil einen Meter tiefer liegen würden.

Wundern Sie sich noch über die niedrigen Zahlen in Finnland?

PS: Falls Sie sich für die finnischen Corona-Hunde interessieren, die jetzt schon im Einsatz sind, hier ein englischsprachiger Link der BBC, die darüber berichtete: https://www.bbc.com/news/world-europe-54288067

Ein Gedanke zu “Weltrekord bei der finnischen Corona-App

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