Seit gestern (27. April 2019) gilt in der Hauptstadtregion von Helsinki und Umgebung ein neues Zonensystem der öffentlichen Verkehrsmittel. Wer also schon einmal hier gewesen ist und jetzt wiederkommt, muss sich auf ein neues System einstellen, wer neu kommt, kann nicht mit dem System von früher vergleichen.
Damit Sie bei Ihrem nächsten Besuch in Helsinki informiert sind, hier die wichtigsten Züge und Neuerungen im System.
Das bisherige System hatte als Zonen die Gemeindegrenzen zwischen den Städten Helsinki, Vantaa und Espoo (inklusive Kauniainen, das als eine Art Fleck mitten in Espoo liegt). Dieses führte zu der von vielen als ungerecht empfundenen Situation, dass der Stadtteil Vuosaari, der circa 15 Kilometer vom Zentrum entfernt im Osten liegt, mit einer billigeren Helsinki-Fahrkarte zu erreichen war, das nur knapp sieben Kilometer entfernte Hanasaari (eine Insel zwischen Helsinki und Espoo, aber schon auf Stadtgrund von Espoo) kostete die viel teurere Karte für die Region Helsinki / Vantaa / Espoo. Nun ist die gesamte Region in fünf Zonen A-D eingeteilt, die der Entfernung vom Zentrum aus entsprechen.
Zone A ist das unmittelbare Zentrum, im Osten ist die letzte Metrostation, die dazu gehört, Kulosaari. Im Norden gehört der Stadtteil Käpylä noch dazu, Richtung Espoo gehört noch die Bahnstation Huopalahti sowie die Metrostation Koivusaari dazu.

Der Elch (hier vorm Naturhistorischen Museum) ist auch ohne Fahrkarte unterwegs
Um die Zone A herum schlingt sich als Band die Zone B, zu der nun im Osten auch die Metrostation Vuosaari dazu gehört, im Norden deckt sich das Ende der Zone zum größten Teil mit dem Autobahnring 3, nur die südlichsten Teile von Vantaa gehören damit auch zur Zone B. In der modernen Hauptstadtfolkore gilt dieser Ring 3 übrigens als “Wolfsgrenze” (susiraja), das bedeutet, dass nördlich von ihm die Wildnis beginnt – und zivilisierte Menschen südlich davon leben. Nach noch konservativeren Ansicht ist nicht der Ring 3 die Wolfsgrenze, sondern der viel weiter im Süden befindliche Ring 1. Und die wahren Helsinki-Enthusiasten behaupten dann noch, dass man in Gehnähe einer Straßenbahnstation wohnen muss, damit man als echter Hauptstadtbewohner gilt – unabhängig davon existiert auch die Definition, dass nur der ein echter Helsinki-Bewohner ist, der die Stadt mit “baren Füssen” das erste Mal erlebt hat – eine Umschreibung dafür, auf Helsinkier Stadtgrund geboren zu sein. Im Westen ist die letzte Lokalbahnstation der Zone B Koivuhovi in Espoo und auch alle auf Stadtgrund von Espoo befindlichen Metrostationen gehören zu B.
Wer ausschließlich die Metro benutzt, braucht also nur die Zonen A und B.
Zone C schlingt sich als weiteres Band rund um Zone B und erfasst die restlichen, weiter entfernten Teile von Helsinki (im Osten vor allem der von der Nachbarstadt Sipoo “annektierte” Teil). Im Westen erfasst diese Zone die restlichen westlichen Teile von Espoo, ein Besuch im Naturpark Nuuksio (siehe auch Der grüne Gürtel von Helsinki) erfordert also ein Ticket ABC (wenn man im Zentrum übernachtet).
Zone D gilt östlich für die Nachbarstadt Sipoo, nordöstlich für Kerava und nördlich für Tuusula, im Westen liegen hier Kirkkonummi und Siuntio.
Ein Ticket muss aber nun immer für mindestens zwei Zonen erworben werden, mit der Ausnahme von D, für das es ein eigenes Ticket gibt.
Für ausländische Besucher besonders relevant ist nun, dass der Flughafen in der Zone C liegt, und daher immer ein Ticket ABC erworben werden muss, wenn man ins Zentrum will. Wenn aber zum Beispiel in Tapiola in Espoo übernachtet, dann reicht auch ein BC-Ticket, dann darf man aber Tapiola nicht übers Zentrum erreichen.
Für Neulinge in Helsinki hier noch ein paar wichtige Grundregeln: in den Zügen und Straßenbahnen kann man keine Tickets erwerben, das muss man vorher erledigt haben. In den Bussen geht es noch, jedoch ist über längere Zeit auch damit zu rechnen, dass hier das Hantieren mit Kleingeld auch bald eingestellt wird. Und: im Bus wird es wesentlich teurer als über alle anderen Wege. So kostet eine einfache Fahrt in den Zonen AB normal 2,80 Euro, beim Fahrer aber 4,00 Euro! Wo also sollte man Tickets erwerben? An den Automaten, die an den größeren Stationen stehen, oder auch bei den R-Kioskis, einer Kiosk-Kette, deren Ableger fast überall zu finden sind. Aber eben nur FAST überall. Und dann gibt es auch noch die App HSL. Einige Parkautomaten in der Stadt dienen auch gleichzeitig als Fahrkartenautomaten – darauf kommt man nicht so schnell!
Leider sind nicht alle Arten von Ticket an allen Haltestellen zu bekommen, man sollte sich also eher frühzeitig eindecken, um nicht in Verlegenheit zu kommen, also am besten gleich nach der Landung mit dem Flugzeug. ACHTUNG: an einigen Automaten ist die Zahlung mit Bargeld nicht mehr möglich, nur Karte kommt in Frage. Das hat schon dazu geführt, dass ich Kindern mit meiner Karte aushelfen musste, weil diese keine Karte hatten, die ahnungslosen Eltern hatten die Kinder mit Bargeld versorgt. Die Not war groß, weil man nach Hause fahren wollte, aber am Automaten nicht zahlen konnte!
Für einige wenige Fahren reichen Einzeltickets. Hier einige Preisbeispiele für Erwachsene, immer dann gültig, wenn über die App, vom Automaten oder als Wert von der HSL-Karte (siehe unten) abgebucht:
AB oder BC: 2,80
ABC: 4,60
CD: 4,20
BCD: 5,40
ABCD: 6,40
Wer mehr als nur einige wenige Strecken mit den Öffis zurücklegen möchte, für den lohnt sich der Erwerb einer sogenannten HSL-Karte, auf die man entweder Wert oder Zeit gebucht werden kann. Die Verwendung dieser Karte ist auf jeden Fall günstiger als ständige Einzeltickets. Eine andere, für Gäste wirklich gute Alternative sind Tagestickets, die es in der Version für ein bis sieben Tage gibt, für alle denkbaren Zonenkombinationen, so kostet ein Tag AB nur 8,00 Euro (vorher: 9,00 Euro!) und ein Tag ABC 12,00 Euro.
Bleibt man länger hier, stellt man fest, dass Zeitkarten für die Bewohner der Hauptstadtregion günstiger sind als für Besucher.
Neu und gut ist, dass man als Besitzer einer Zeitkarte für zwei Zonen nun für 2,50 Euro die Fahrt in einer zusätzliche Zone erwerben kann, so kann jemand, der z.B. eine Zeitkarte für die Zonen A und B hat, für 2,50 zum Flughafen fahren, früher war dafür eine komplett neue Fahrkarte nötig.
Ebenfalls zu begrüßen ist die Einführung eines Tickets für Personen, die 70 Jahre oder älter sind, die nun für 1,40 Euro zwischen 9 und 14 Uhr in den Zonen A und B unterwegs sein können, noch besser wäre es geworden, wenn man sie (ähnlich wie die alte CC-Card der Hamburger Verkehrsbetriebe) auch ab 18 Uhr wieder gültig gemacht hätte – warum sollen Senioren nur tagsüber günstig unterwegs sein, zum Theater oder zur Oper möchte man ja auch dann und wann. Leider gilt dieses Ticket nur für Bewohner, nicht für Besucher, schade.

Zum Glück ist in Helsinki auch vieles zu Fuß erreichbar, hier gut erkennbar, wie nah der Dom von Stockmann aus liegt (Foto vom Hotel Torni aus genommen)
Aber leider hat sich auch einiges verschlechtert: so gibt es nun keine günstigen Straßenbahntickets mehr, mit denen man eine Straßenbahnfahrt ohne Umsteigen für weniger als zwei Euro machen konnte.
Weitere Verschlechterungen ergeben sich für Bewohner, weil nicht mehr wie früher gilt, dass die Zeitkarten um so günstiger wurden, je länger der Zeitraum war, für den man sie erwarb. Nun möchte man die Kunden dazu bringen, ein automatisches Abbuchungssystem zu akzeptieren, bei der der vorzeitige Abbruch des Abos mit einer Geldstrafe belegt wird. Die andere Alternative ist eine Zeitkarte, die Grundlage ist jeweils eine Mindestzeit für 14 oder 30 Tagen, wobei die 30 Tage günstiger sind. Die ersten weiteren 30 Tage kommen günstig, wer aber dann mehr als 30 Tage will, bezahlt wieder mehr! Das widerspricht auf jedem Fall den bisherigen Bemühungen, den Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel einfach zu machen. Das System geht vom Otto Normalverbraucher aus – der hier Matti Meikäläinen heißt – der schon ein Jahr im Voraus weiß, wie seine Urlaube und Abwesenheiten liegen. Und vergisst, dass immer mehr Menschen kurzfristig Arbeitsphasen an anderen Orten haben, die sich nicht im Voraus planen lassen. Da nun niemand mehr wirklich sicher sein kann, mit welchem System er günstiger fährt (in “Stückelchen Zeitkarten kaufen” oder gleich das Jahresabo), werden einige dann sagen, dass es doch viel einfacher ist, das Auto zu nehmen. Schade, das läuft dem Bemühen von Helsinki entgegen, die grünste Hauptstadt der Welt zu werden.