Nach langem Warten und viel Renovierungsstress war es nun soweit: Am 1. Dezember eröffnete das komplett renovierte und erweiterte Terminal 2 des Flughafens von Helsinki/Vantaa.
Vorausgegangen war die Erkenntnis, dass der Flughafen aus allen Nähten platzte, 2017 legt man sich auf einen Entwurf fest, von Januar 2019 bis jetzt dauerte die Arbeit am neuen Terminal.
Wer herein kommt, hat ein kleines Déjà-vu-Erlebnis. Irgendwie kommt einem das Ganze bekannt vor – und ganz klar, das hier ist eine Schwester von Oodi, der Zentrumsbibliothek, die 2018 eröffnet wurde. Die Handschrift des Architektenbüros ALA ist unverkennbar. Geschwungenes Fichtenholz – natürlich aus heimischer Produktion – , ovale Formen und irgendwie ist es viel gemütlicher als es Flughafengebäude normalerweise sind.

Das Holz wurde so verarbeitet, dass es das Relief einer Landschaft symbolisierend darstellt: „Das Dach ist wie eine umgekehrte dreidimensionale Karte oder die Abstraktion einer Landschaft.“(„Katto on siis kuin ylösalaisin käännetty kolmiulotteinen kartta tai luonnonmaiseman abstraktio.“, Zitat von der Seite der Architekten: http://ala.fi/fi/work/helsinki-airport-terminal-2-expansion/
Als Leitfarbe wurde Blau verwendet, das für den Himmel steht und natürlich auch wegen der Farbe der finnischen Flagge naheliegt.

Bis in das Jahr 2023 werden noch weitere Renovierungsarbeiten am alten Terminal 2 dauern, bis wir dann einen komplett verjüngten und schönen Flughafen haben werden.
Was hat sich geändert?
Es gibt viel mehr Platz! Zu den schon vorhandenen 35.000 qm2 veränderten und überholten Flächen kommen 42.000 qm2 komplett neu dazu.
Es gibt eine neue Verbindung zum Flughafenbahnhof, mit neuer Rolltreppe und neuen Aufzügen. Die Rolltreppen sind, natürlich von der finnischen Firma Kone, der weltweit zweitgrößten Aufzugs- und Rolltreppenfirma – passend zu den Herausforderungen eines Zeitalters mit Corona – ständig sich desinfizierend (siehe Foto).

Es gibt mehr Natur im Terminal. Ähnlich wie zum Beispiel in Singapur, wurde eine Miniaturlandschaft auf einer Art Insel inmitten des neuen Terminal angelegt, umrandet von Cortenstahl. Dort wollte man die finnische Natur mit Elementen asiatischer Gärten verbinden – angesichts der Anzahl der asiatischen Finnairgäste keine schlechte Idee.

Neu ist auch, dass man als Passagier endlich eine Art „Haupteingang“ und / oder „Zentrum“ des Flughafens erkennen kann. Das war über die Jahre zuvor nicht möglich.
Im neuen Gebäude gibt es zentriert alle Leistungen, die ein Flughafen zu bieten hat.
Ein neuer Zugang ist auch ein Moomin-Geschäft direkt auf dem Weg vom Gepäckband bis zum Taxi – hier hofft man sicher auf die japanischen Gäste.

Nicht neu, aber immer wieder sehr praktisch ist die Idee, mitten im Flughafen einen ganz normalen Supermarkt zu haben, mit ganz normalen Preisen. Der Alepa (siehe Foto) ist nur direkt auf dem Weg des nach Helsinki (zurück)kommenden Passagiers vom Ausgang direkt nach den Gepäckbändern hin zu den Gebäudeausgängen bzw. dem Weg zum Flughafenbahnhof. Hier kann man schnell noch eine Milch und ein Brot kaufen, wenn nach mehreren Wochen Urlaub der Kühlschrank zuhause gähnend leer auf einen wartet – und als anreisender Gast, der im Air-bnb seinen Kühlschrank anfüllen möchte. Und das zu allen Tages- und Nachtzeiten!

Das Gebäude gewann dann auch schon vor seiner Inbetriebnahme den einheimischen Titel des „Stahlgebäude der Jahres“.
Bei einer Inaugenscheinnahme am 11.12. konnte ich leider einen gravierenden Mangel entdecken. Wartet man auf ankommende Passagiere, ist nirgends eine Leuchttafel mit Informationen zu erkennen (wie es früher war). Verlassen sich heutzutage alle darauf, dass jeder die Information über sein Handy bezieht? Schade, die nicht ganz so internetaffine Generation wurde hier gänzlich übersehen. Oder ist es so, dass die Tafel noch kommt? Aufmerksame Blogleser haben mich direkt nach der Veröffentlichung dieses Blogbeitrags darauf aufmerksam gemacht, dass sie schon die Gelegenheit hatten, den Flughafen als Transitreisende am 9.12. zu testen und einen weiteren nicht unerheblichen Mangel gefunden haben. Hier ein Zitat eines Testers: “Vom Gate 30 bis zum Gate 1 ist man bei normalem Gehtempo circa eine halbe Stunde unterwegs. Für alte Leute, Gehbehinderte und Familien mit Kindern ist das eine endlos lange Strecke. Laufbänder wie im Frankfurter Flughafen wären sehr hilfreich, aber dazu sind die Gänge im Terminal zu schmal. Schade!!”
Ja, dem kann ich nur beipflichten, dass man manchmal das Gefühl hat, in den Architekturbüros der Welt sitzen nur marathonlaufende dünne Männer ohne Kinder und Großeltern. Sonst sähen manche Gebäude ein bisschen anders aus. Das betrifft übrigens sogar einige der Architekturperlen Helsinkis. Die Menge der Damen-WCs in der Finlandia-Halle lässt sehr zu wünschen übrig, von wo man sich bei jeder Massenveranstaltung dort überzeugen lassen kann.
Hier die Namen der Architektinnen und Architekten, die man sich wohl für die Zukunft merken sollte: Juho Grönholm, Antti Nousjoki, Samuli Woolston sowie Pauliina Rossi, Harri Ahokas, Samuel Albert, Ricardo Cruz Recalde, Franziska Dalheimer, David Gallo, Harri Humppi, Mette Kahlos, Lotta Kindberg, Felix Laitinen, Owen Lambert, Franklin Min, Rachel Murray, Kirsti Paloheimo, Olli Parviainen, Niina Rinkinen, Jorge Rovira, Heikki Ruoho, Mikael Rupponen, Mirja Sillanpää, Pekka Sivula, Tom Stevens, Haïfa Taboubi, Pekka Tainio, Onni Takkunen, Markku Uimonen, Camila Urrego, Tora Hay Walseng, Huopu Zhang und Erica Österlund (die Reihenfolge der Aufzählung entspricht derjenigen auf der Website des Architektenbüros, daher übernehme ich die genau so).