Kera – Kunst statt Knäckebrot

Wo vor wenigen Jahren noch jeden Tag Lastwägen mit dem Supermarktbedarf der S-Kette befüllt wurden, ist jetzt jede Menge Kunst zu finden.

Gemeint ist das ehemalige Logistikzentrum im Stadtteil Kera von Espoo. Kera hat eine eigene Lokalbahnstation (Züge E, U, L), der Weg vom Bahnhof zu den Hallen von Kera ist gut ausgeschildert und dauert nur wenige Minuten.

Die S-Kette ist mit 46% des Marktvolumens in Finnland die größte Lebensmittelkette, es folgen die K-Kette mit 36,9% (bisherige Zahlen von 2021: https://www.pty.fi/julkaisut/tilastot/ ), Lidl hält 9,5%. Über einen Zeitraum von 53 Jahren kam also fast die Hälfte aller Lebensmittel, die in Finnland verkauft wurden, durch dieses Logistikzentrum an die Supermärkte. Zur S-Kette gehören solche bekannten Supermärkte wie Alepa, S-Market, Prisma und das Warenhaus Sokos, das zweitgrößte in Finnland nach Stockmann.

2019 zog die S-Gruppe in nagelneue Räumlichkeiten in Sipoo und damit ging eine Ära zuende. Die Hallen sind nun im Übergangsgebrauch und sollen in Zukunft einem neuen Stadtteil weichen. Bis dahin hat die Kunst das Zepter übernommen. Es gibt aber auch Sportstätten und Betriebe, die das Provisorium angenommen haben.

Sisään! bedeutet: Herein!

Das ganze Areal verfügt über eine eigene Internetseite, auf der alles zu finden ist, was dort passiert, auf Englisch: https://www.keranhallit.fi/en/etusivu-english/

Teemu Tenkanens Krokodile

Speziell um die Kunst kümmert sich die Kera-Kollektive (https://www.kerakollektiivi.fi/en/home-english/ ). Durch ihre Initiative befindet sich derzeit innerhalb und außerhalb der Hallen von Kera auf diesem Areal die größte Ansammlung an Wandbildern in Finnland. Über die Kollektive sind auf dem Kera-Areal auch Garten-Boxen zu mieten, in denen jeder seinen grünen Daumen ausprobieren kann (2 Boxen für 20 Euro die Saison, die Erde wird bereitgestellt, ebenso Wasser; https://www.kerakollektiivi.fi/en/urban-gardening/ ).

So sehen die Gartenboxen aus.

Die meisten der Kunstwerke sind direkt auf die über 8 Meter hohen Wände der Hallen gemalt. Den Künstler*innen sind dazu „Claims“ innerhalb der Hallen abgesteckt worden. Die Ergebnisse sind für jeden offen jeden Tag zwischen 5:30 und 23:30 Uhr anzuschauen.

Führungen zu den Kunstwerken werden noch zweimal im September angeboten, am 11. und am 25. September.

Jeden zweiten Sonntag in der wärmeren Jahreszeit findet auf dem Areal ein Flohmarkt (https://www.kerakollektiivi.fi/en/keran-kirppis-fleamarket-2021/ ) statt, der für alle offen ist – sogar ohne Gebühren für die Standplätze. Wer noch 2021 Lust hat, der kommt entweder am 11.9. oder am 25.9. vorbei, zwischen 11 und 14 Uhr. Wenn es regnet, gehen die Stände in die Hallen, normalerweise findet er unter offenem Himmel statt. Unbedingt mal vorbeischauen, man findet echte Designschnäppchen. An denselben Tagen wie der Flohmarkt wird ein geführter Kunstspaziergang zu den Wandbildern angeboten, zwischen 13.30 und 15 Uhr, in der Regel in finnischer Sprache. Sollten sich aber auch ausländische Gäste einfinden, dann gibt es auch Erläuterungen auf Englisch.

Venla Huhtinen & Karla Aaltonen

Damit sich jeder einen Eindruck machen kann von den Kunstwerken, stelle ich ein paar davon hier in den Blog, in der Hoffnung, dass der eine oder andere, der gerade auf Besuch in Finnland ist, den Weg nach Kera findet.

Und auch noch schnell eine weitere Ankündigung: Mein nächster Blog ist dann über die Biennale auf der Insel Vallisaari, die noch bis 26.9.1921 stattfindet. Meiner persönlichen Einschätzung nach eines der interessantesten Kunst-Events der letzten Jahre. Macht euch unbedingt auf den Weg nach Vallisaari, ihr werdet es nicht bereuen! Mehr Infos gibt es unter: https://helsinkibiennaali.fi/

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