Fiskars – ein Ausflug in die Industriegeschichte Finnlands

Der Name Fiskars kann sich auf ein Dorf in Südfinnland beziehen oder auf eine bekannte Firma, die in diesem Dorf gegründet wurde. Im Folgenden geht es zunächst um das Dorf, das sich knapp 100 Kilometer von Helsinki entfernt befindet und im Schwedischen Fiskars heißt, auf Finnisch Fiskari. Es gehört heutzutage zu der Gemeinde Raasepori / Raseborg und hat knapp 500 Einwohner. Bekannt ist es für seine Eisenhütte, die dort 1649 gegründet wurde. Hier ist auch der Link zu Deutschland: der Gründer von Fiskars war ein Lübecker, der ursprünglich aus Holland kam, also ein echter Europäer: Peter Thorwöste. Der Fluss bot durch den Bau von Wassermühlen die notwendige Energiequelle.
Es gab mehrere Besitzerwechsel, als besonders gut für die Entwicklung der Eisenhütte erwies sich die Zeit unter Johan von Julin, der das Anwesen 1822 erwarb und bis zu seinem Tod 1853 weiterentwickelte. In seiner Zeit wurde ein eigenes Krankenhaus und Schule geschaffen, Julin war für seine Zeit ein äußerst fortschrittlicher und sozialer Patron.
Die Firma hatte zwischen 1891 und 1952 für die Seeverladung ihrer Produkte auch eine eigene Schmalspurbahn nach Pohjankuru / Skuru.

1883 wurde dann aus dem Erbe Julins die Aktiengesellschaft Fiskars gegründet, die damit die Ehre hat, die Firma mit der längsten durchgehenden Firmengeschichte Finnlands zu sein. Heute umfasst das Unternehmen unter anderem auch die bekannten Designmarken Arabia, Iittala, Royal Copenhagen, Wedgwood und Waterford. Die ikonischen Scheren mit den orangen Griffen sind weltweit insgesamt schon über eine Milliarde Mal verkauft worden (https://www.fiskarsgroup.com/ ). Dabei war es ein Zufall, der der Schere zu ihrer Farbe verhalf. In der Plastikmischmaschine für die Griffe war aus früherer Produktion ein Rest von orangefarbenen Plastik, das der Produktionsleiter nicht wegschmeißen wollte, als die neuen Scheren produziert werden sollten. Daher entschloss man sich, als Testproduktion einige Scheren mit orangefarbigem Griff zu produzieren und dann auf die geplanten Farben zu wechseln (an die sich heute kaum jemand mehr erinnert!). Bei der anschließenden Begutachtung von Test- und Erstproduktion griffen alle nach den orangen Scheren: ein neuer Klassiker war geboren! Daneben gibt es auch Äxte, Gartengeräte und vieles mehr.
Eine Eisenhütte an dieser Stelle aufrechtzuerhalten hat sich für die Firma nicht mehr gelohnt, so dass in den Achtziger Jahren die Eisenbearbeitung nach Billnäs (ebenfalls eine Eisenhütte, die mit Gründungsdatum 1641 noch älter als Fiskars ist) verlegt wurde und für Fiskars eine „Designlösung“ gefunden wurde.
1996 wurde die Künstlergenossenschaft ONOMA (onoma.fi) gegründet, die Vorrausetzung, dass Fiskars immer mehr zu einem Magneten für Künstler und Designer wurde, deren Werkstätten dort besucht werden können. Was im Dorf vor sich geht, ist leider nur auf Englisch und nicht auf Deutsch, auf der Seite https://www.fiskarsvillage.fi/en/home/ zu sehen.

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