Nachdem ich im letzten Blog die beste finnische Erfindung vorgestellt habe (siehe https://claudiashelsinki.com/2021/05/16/finnlands-praktischte-erfindung-aller-zeiten-der-abtropfschrank/) möchte ich nun weiter in dieser Reihe machen und die zweibeste finnische Erfindung vorstellen.
Wer hat es erfunden? Nein, wieder nicht die Schweizer… natürlich wieder einmal eine finnische Architektin. Sie hieß Maija Suurla und arbeitete im Architekturbüro von Kaisa Harjanne – ja, auch wieder eine Frau. Oder zwei unbekannt gebliebene Damen, die das Ganze zusammen mit der Architektin weiterentwickelt haben. Freunde von Maija erinnern sich, dass sie der Meinung war, dass man einem Gebäude ansehen könne, ob es von einem Mann oder einer Frau entworfen worden sei. Großartige Fassaden seien eher bei Männern zu finden, ein praktisches und durchdachtes Inneres bei Frauen. Ja, daran muss man denken, sogar, wenn man in der Finlandia-Halle die Damentoiletten betritt, die so klein und eng gestaltet sind, dass wirklich nur ein Mann dahinter stecken kann, wenn es auch der berühmteste aller finnischen Architekten ist, Alvar Aalto.
Suurla präsentierte ihre Idee dem finnischen Armaturenhersteller Oras, der die Idee für gut befand und ins Programm aufnahm. Das unbekannte Damenduo, das eventuell außerdem bei der Entwicklung dabei war, wären dann Angestellte von Oras gewesen. Ganz ursprünglich fand die Idee auch deshalb Anklang, weil man sich mit dieser Dusche einen Duschkopf im Bad einsparte. Man nahm einen ganz normalen Duschkopf, der am Waschbecken angeschlossen wurde (so wie heute die Bideedusche) und verwendete einen längeren Schlauch – so dass dieser als normale Dusche betrieben wurde. Vor immerhin 53 Jahren wurde 1968 diese Idee geboren, das waren Zeiten, in denen man in Finnland noch nicht so reich war, dass es immer zu zwei Duschköpfen gereicht hätte. Später merkte man, dass ein kleinerer Duschkopf besser und gezielter als Bideedusche einsetzbar war, behielt aber die Apparatur so bei, wie man es gewohnt war.
Tipp für Kreuzfahrer: Es lohnt sich, die Armatur auf Kreuzfahrtschiffen mal unter die Lupe zu nehmen. Überraschend oft sind es Armaturen von Oras, so habe ich sie auf der MS Artania von Phoenix-Reisen (deswegen auch ein Foto von ihr, falls sich jemand gewundert haben sollte) gesehen, die 1984 als MS Royal Princess in Helsinki gebaut worden ist. Oder auf den Schiffen von TUI-Mein Schiff, die ja alle in Finnland gebaut sind. Die hoffentlich bald wieder in Helsinki anlegen. Wen das jetzt interessiert: Mit Stand 23.5. ist das erste Kreuzfahrtschiff, das in meinem Kalender zu sehen ist und noch nicht abgesagt worden ist, am 2. Juli dort zu finden. Ich rechne also allerfrühestens mit einem Beginn der Saison im Juli, sicherer allerdings eher damit, dass es erst Ende Juli oder Anfang August der Fall sein wird.
Wer in Asien schon einmal auf etwas Ähnliches getroffen ist, wird sich jetzt fragen, wer von wem abgeguckt hat. In Thailand ist sie zum Beispiel bekannt als “Bum-gun”, also “Popo-Pistole”, zurückführend auf den manchmal überraschend hohen Wasserdruck. Manager Marko Sundholm von Oras glaubt, dass sie sich in Asien über chinesische Kopien verbreitet hat, weil schon damals die Chinesen alles kopierten. Die kleine Handdusche hat außerdem einen Vorteil, weil sie Wasser einspart.
Trotz mehrfacher Versuche, das Produkt im Ausland unter die Leute zu bringen, ist man leider nicht sehr erfolgreich damit gewesen. Bis auf eine Ausnahme: In einigen arabischen Ländern tragen Leute eine Bideedusche in der Tasche mit, um sie vorm Moscheebesuch anzuschließen, damit man sich bequem die Füße waschen kann.
Beim Googeln findet sich, dass es nur eine deutsche Armaturenfirma gibt, die diese im Angebot hat: https://www.ravak.de/de/bidet-dusche, schade, dass ich mal wieder keine Prozente bei denen erhalte…
Weil aber bei dieser Erfindung ein Bild beziehungsweise ein Video mehr sagt als tausend Worte, habe ich dieses Mal ein Video gemacht, in dem ich die Funktionsweise und die Vorteile dieser Dusche erkläre. Diese alleine wäre nämlich nur die halbe Miete, wenn nicht noch ein weiteres Element dazu kommt, nämlich der im Boden eingelassene Wasserabfluss. Beide zusammen bilden ein unschlagbares Duo.
Liebe Leute in Mitteleuropa: Zeigt vor einer Badsanierung eurem Klempner dieses Video. Ihr werdet es nicht bereuen. So könnten sich diese zeit- und arbeitsersparenden Elemente im Bad auch in Mitteleuropa – und auch woanders – verbreiten.
