Heute einmal ein ganz aktueller Blog aus einem ebensolchen Anlass.
Am 27.1. verzeichnete der Kurs von Finnair ein Minus von zeitweise acht Prozent, fing sich dann aber auf ein Tagesminus von minus fünf Prozent. Insgesamt verzeichnete die Börse in Helsinki ihren schlechtesten Tag seit Oktober 2019, der OMXH-Index schloss mit einem Minus von 2,1 Prozent mit 10 015,13 Punkten. Nur acht der insgesamt 130 Aktien beendeten den Tag mit einem Plus.
Die schlechten Zahlen spiegeln die Bedenken der Anlieger, dass der Corona-Virus sich weiter ausbreiten könnte und dieses dem China-Geschäft von Finnair Schäden zufügen könnte.
Am Samstag, dem 25.1., hatte China verkündet, für insgesamt circa 20 Städte in China Gruppenreisen sowohl innerhalb Chinas als auch ins Ausland zu stornieren.
Warum gerade Finnair so nach unten ging? Das Geschäft von Finnair besteht zu einem Großteil aus dem Asiengeschäft. Helsinki liegt durch seine nordöstliche Lage sehr günstig, um die kürzesten Flüge Richtung China und Japan anzubieten. Von keinem anderen Flughafen Europas erreicht man zum Beispiel Seoul nach 10 Stunden und 40 Minuten Flug (Entfernung Helsinki-Seoul 7450 km, von Frankfurt sind es 8551 km), andere Verbindungen aus Europa brauchen bis zu circa 14 Stunden.
So waren im letzten Jahr von den 22 Millionen Fliegenden, die den Flughafen Helsinki-Vantaa genutzt haben, 659 000 Chinesen. 300 000 von ihnen nutzten den Flughafen nicht nur als Umsteigeflughafen, sondern verbrachten ihren Urlaub in Finnland, viel davon in Lappland.
Das stellt eine etwas kleinere Gruppe als die Japaner dar, die es letztes Jahr auf 837 000 Besucher brachten.

Eröffnung des Chinesischen Neujahrs auf dem Eislaufplatz vorm Hauptbahnhof Helsinki
Fast die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet Finnair durch Umsteigekunden, die über Helsinki ihr Ziel entweder in Asien oder aus Asien in Europa erreichen. Im Sommer diesen Jahres sollen wöchentlich über 100 asiatische Destinationen angeflogen werden.
So wurde im November 2019 eine Strecke zu dem von Zaha Hadid entworfenen brandneuen Flughafen Peking Daxing eröffnet, im Dezember folgte eine Verbindung mit Sapporo in Japan.
Ab März wird die südkoreanische Hafenstadt Busan und Haneda / Tokio angeflogen.
Übrigens: Ab sofort erlaubt Finnair seinem Bordpersonal die Verwendung von Masken.
Sorgen hat nicht nur Finnair, sondern vor allem auch der Tourismus in Lappland. Die Gäste aus China sind die am stärksten wachsende Gruppe. Die fehlenden Gruppen bereiten den Übernachtungsbetrieben, Restaurants, Transportunternehmern und anderen touristischen Dienstleistern Sorgen. Ohne die Gäste aus China bleiben die Huskys mehr im Zwinger.
Bei einer anderen Firma in Mikkeli schiebt man gerade Extraschichten, hier gibt es nicht nur Vollbeschäftigung, sondern es werden extra Leute eingestellt: Bei Genano Oy, genauer gesagt bei deren Zulieferer Matrel Oy. Hier stellt man eine Maschine her, die eine finnische Erfindung mit einem 20 Jahre alten Patent darstellt, das nach jahrelanger universitärer Forschungsarbeit angemeldet werden konnte. Genau die Art von Forschung, die viele Menschen in Stammtischrhetorik nicht finanzieren wollen – weil man am Ende nicht genau weiß, ob wirklich ein Produkt herauskommt, mit dem man Geld verdienen kann.
”Dieses Gerät tötet alles Organische, was da rein kommt”, erklärt der Geschäftsführer Niklas Skogster und meint damit auch alle Bakterien und Mikroben. Er zeigt auf ein etwa kühlschrankgroßes Gerät, das je nach Ausstattung zu einem Preis von ab circa 5.000 Euro bis circa 10.000 Euro zu erwerben ist.
Der große Vorteil der Maschinen ist, dass es keine Filter gibt, die es zu entsorgen oder zu reinigen gibt.
Und wie läuft das Geschäft? Der CEO lächelt beim Interview mit MTV (https://www.mtvuutiset.fi/artikkeli/koronavirus-viisinkertaisti-suomalaisten-ilmanpuhdistinten-tilaukset-mikkelissa-paiskitaan-nyt-toita-kellon-ympari-tama-on-ainutlaatuinen-laite-maailmassa/7705908#gs.v4g8je), die Antwort ist klar: „China kauft alles, was wir herstellen.“ Wer also noch nicht einen lächelnden Finnen gesehen hat, sollte sich das Video anschauen! Die Firma hat übrigens auch eine deutschsprachige Homepage: https://www.genano.com/de/
Reinräume für die Industrie und VOC-Beseitigung gehören zu den Kompetenzen in Mikkeli, immer dann, wenn HEPA-Filter (die man z.B. aus dem eigenen Staubsauger kennt) nicht ausreichen. Auf der Homepage der Firma wird erklärt, wie das System funktioniert: „Das hochmoderne System von Genano basiert auf einer elektrischen Filterung, die ultrafeine Partikel bis zu 0,3 nm beseitigt. Da die Luft durch die Luftreinigungsanlage zirkuliert, werden alle Mikroben (Viren und Bakterien) mittels elektrischem Schlag getötet und beseitigt, wobei auch gefährliche gasförmige Verbindungen und unangenehme Gerüche beseitigt werden. Unsere Technologie reinigt ohne Filter, die verstopfen könnten, daher ist die Reinigungsleistung stets gleichbleibend hoch.“
Genano hat übrigens auch schon während der MERS-CoV- Epidemie Geräte an die Zentralkrankenhäuser Saudi-Arabiens geliefert, als diese nicht so schnell auf eine so große Anzahl von ansteckenden Krankheitsfällen eingerichtet waren. 2018 erwirtschaftete Genano mit einem Umsatz von 7,4 Millionen über eine Million Gewinn.
Einige Geräte hat man nach Auskünften der Firma den neuen Krankenhäusern in China gespendet, die gerade aus dem Boden gestampft werden. Das kann man sich wohl im Augenblick erlauben, da die Bestellungen in kürzester Zeit sich verfünffacht haben. Die einzigen Bedenken des Geschäftsführers beziehen sich auf einen möglichen Mangel an Komponenten, die man zur Herstellung der Geräte benötigt, da auch die Komponentenhersteller nicht mit dem plötzlichen Anstieg der Nachfrage gerechnet haben.