Pilotprojekt zur Testung der Tracing App Ketju beginnt diesen Mai

 

Die finnische Firma 2M-IT (https://2m-it.fi) hat eine App entwickelt, die im Krankenhaus Vaasa getestet wird. Start des Pilotprojekts ist noch im Mai anvisiert. Damit handelt sich um eine der ersten Testanwendungen europaweit.

Die App beruht auf Anonymität und Freiwilligkeit und soll die Arbeit der Gesundheitsämter beim Identifizieren von möglichen Infizierten unterstützen. Das würde zu einem sinnvolleren Einsatz von Ressourcen führen und eine frühere Erkennung von Erkrankten ermöglichen. Die bestehenden Datenschutzgesetze werden natürlich eingehalten. So sind mit dem System auch keinerlei Patienteninformationen verbunden. Der finnische Think Tank Sitra berichtet über das Projekt unter: https://www.sitra.fi/en/news/vaasan-keskussairaala-pilotoi-koronalle-altistuneiden-tunnistamisessa-auttavaa-ketju-sovellusta/

Das Projekt wird von Sitra finanziert. Die Tester sind Angestellte des Krankenhauses von Vaasa. Ziel ist es, die Funktionalität des auf Bluetooth-Technologie basierten Systems im reellen Einsatz zu testen. Dabei werden sowohl die Bürger als auch das Gesundheitspersonal simuliert. Grundsätze bei der Entwicklung sind dieselben, die auch bei dem in Deutschland zur Zeit in Entwicklung befindlichen Projekt Pan European Privacy-Protecting Proximity Tracing, besser bekannt unter seiner Abkürzung PEPP-PT Anwendung finden.

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Also keine Tracking-App, bei der Aufenthaltsorte zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgezeichnet werden, sondern eine App, bei der sich zwei Telefone mit Hilfe von Bluetooth als „zu nah aneinander“ erkennen, und diese Information dem Benutzer im Falle der Erkrankung von einem der beiden zukommen lassen. Es handelt sich um ein dezentrales Matching, um im Nachhinein Personen zu informieren, dass sie sich in der Nähe einer infizierten Person aufhielten, um ein erneutes Auftreten von Infektionen bei der schrittweisen Aufhebung der Maßnahmen zu verhindern. Beteiligte Softwarefirmen in dem Konsortium sind auch Reaktor, Futurice und die Datensicherheitsfirma Fraktal. Die App wird federführend von der Firma 2M-IT entwickelt, die größte in öffentlicher Hand liegende IT-Firma Finnlands, die sich auf IT-Lösungen für den Gesundheitsbereich und die öffentliche Verwaltung spezialisiert hat. Die größten Eigner der Firma sind die Verwaltungsbezirke beziehungsweise Gemeinden der Provinzen Varsinais-Suomi, Satakunta, Südkarelien, Kymenlaakso, Mittelfinnland, Päijät-Häme, Vaasa sowie der Stadt Pori (auf Finnisch: Varsinais-Suomen sairaanhoitopiiri, Satakunnan sairaanhoitopiiri, Etelä-Karjalan sosiaali- ja terveyspiiri, Kymenlaakson sosiaali- ja terveyspalvelujen kuntayhtymä, Keski-Suomen sairaanhoitopiiri, Päijät-Hämeen sosiaali- ja terveysyhtymä, Vaasan sairaanhoitopiiri sekä Porin kaupunki). Ehrlich gesagt, finde ich das sehr sympathisch, weil hier nicht eine Firma oder ein multinationaler Player dahinter steckt, dem es nur um das Erwirtschaften von schnellen Quartalsgewinnen gehen würde. Die Gemeinden als Betreiber der Gesundheitszentren würden einfach nur eine Menge an Geld sparen, wenn es weniger Patienten gibt, das ist die simple Rechnung. In den deutschsprachigen Länder gilt diese Logik nicht so einfach, weil Geldausgaben der Gemeinden sich nicht im selben „Betrieb“ amortisieren, sondern eher an anderer Stelle, nämlich besonders im Bereich der Krankenkassen Geld sparen.

Nach erfolgreichem Durchführen des Pilotprojekts soll die App, deren Name Ketju übersetzt „Kette“ bedeutet, zunächst im Bezirk von Vaasa und dann finnlandweit angeboten werden.

Da die Finnen insgesamt sehr technikfreundlich sind (siehe auch in meinem Blog Zukunfts-land Finnland) , steht dem erfolgreichen Einsatz einer solchen App auch nichts im Wege.

Die „Containment Scouts“ haben übrigens im Finnischen auch ihre Entsprechung, sie heißen tartunnanjäljittäjät, „Infektions- oder Krankheitsnachverfolger“ in der wortwörtlichen Übersetzung. Mal wieder ein Beispiel, wie das Deutsche sich aus dem Englischen bedient und die Finnen natürlich was Eigenes im Köcher haben.

 

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