Kekri – das finnische Halloween

Während in Mitteleuropa Allerheiligen und immer mehr auch Halloween gefeiert wird, ist das entsprechende Pendant bei den Finnen Kekri. Natürlich gibt es im finnischen Kalender auch Allerheiligen, aber dieses fällt „zufällig“ zusammen mit der uralten Tradition von Kekri.

Novemberlicher Blick von Suomenlinna auf Lonna

Wie bei so vielen anderen christlichen Feiertagen, war es für die christliche Kirche einfacher, sie einfach auf schon bestehende Feiertage zu legen, so dass die Menschen sich nicht wirklich umgewöhnen mussten.

Kekri war eine Kombination von Erntedankfest, Beendigung des Jahresvertrages der Knechte und Mägde und Viehmarkt. Das Vieh wurde zu diesem Zeitpunkt in den Stall geholt und die Tiere, die man nicht über den Winter durchfuttern wollte, wurden passenderweise zu dieser Zeit verkauft, aber auch zum Teil für den eigenen Bedarf geschlachtet, daher spielten Essen und Trinken bei Kekri auch eine wichtige Rolle. Es gab zum Beispiel eigene Kekri-Fleischbällchen kekripyörykät, in denen einerseits Fleisch aber auch Gemüse wie Rote Beete verarbeitet wurden.

Mit Kekri endete auch der Jahresvertrag von Mägden und Knechten. Danach hatten diese zwei Wochen Urlaub, um sich eventuell eine neue Stelle zu suchen, bevor es wieder losging mit der Arbeit.

Das ursprüngliche Kekri ist eine Zeitspanne, sie fällt auf die Zeit zwischen dem St. Michaelistag, dem 29. Oktober und endet am Samstag, der sich zwischen dem 31. Oktober und dem 6. November befindet. Erst später konzentriert sich das Ganze auf einen Tag.

Es beginnt am Vortag – wie soll es auch anders sein – mit einem Saunagang. Man sollte früh in die Sauna gehen und das Feuer wurde in Gang gehalten, so dass auch die Vorfahren und Schutzgeister des Hauses nach den Menschen einen Saunagang machen konnten. Das wurde als wichtig für das Wohlergehen des Hauses angesehen. An Kekri gab es ein großes Feuer, in dem in letzterer Zeit oft ein Ziegenbock aus Stroh verbrannt wurde. In diesem Sinne erinnert Kekri an mitteleuropäische Traditionen wie die Funkenfeuer im schwäbisch-alemannischen Bereich, die aber zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden.

Der Kekribock vorm Verbrennen

Der Bock an sich ist in Finnland bekannt als Element von Weihnachten, so heißt der Weihnachtsmann auf Finnisch joulupukki. das heißt Weihnachtsbock. Auf gewisse Weise erinnert der Bock aber auch an den Teufel. An den meisten Tagen – so glaubte man – hatte Gott die Welt unter Kontrolle, dann gab es aber auch spezielle Tage, an denen sich die Macht umdrehte und der Widersacher in Aktion war. Gefährdet waren Übergangstage und da das landwirtschaftliche Jahr zu Ende war, bestand die Gefahr, dass an Kekri der alte Bock die Kontrolle übernehmen würde. Die Welt konnte auch auf dem Kopf stehen, so war es an Kekri erlaubt, dass Männer sich wie Frauen anzogen und umgekehrt.

Vorm Verbrennen wird der Kekribock bewacht.

Man erinnerte sich auch an die Vorfahren, versuchte sich an Vorhersagen über das kommende Jahr, aß und trank gut. Sich ein wenig zu betrinken war an Kekri durchaus angebracht, die Tradition sagte, dass der Hausherr an Kekri betrunken sein sollte, sonst würde die Ernte im nächsten Jahr schlecht ausfallen. Jedoch nicht zu sehr, wenn nämlich die Ähren umkippten, dann sagte man, dass der Hausherr zu Kekri wohl das Bewusstsein verloren hätte und umgekippt sei.

Der Bock brennt.
Das Ende des Kekribocks, man kann die Holzkonstruktion erkennen.

Das Betrinken kann als eine Art von Getreideopfer angesehen werden. Aus Nilsiä (wo auch ein Teil meiner Vorfahren herkommt, siehe https://claudiashelsinki.com/2021/03/07/tipps-fuer-eine-ahnenforschungsreise-nach-finnland/ und auf Englisch https://claudiashelsinki.com/2021/09/25/how-to-research-finnish-graveyards-to-find-your-ancestors-with-videos/) stammt das Sprichwort: Jos on viinaton kööri, on leivätön joulu. -Nilsiä. Ein Kekri ohne Schnaps bedeutet ein Weihnachten ohne Brot.

Kekri soll in Zeiten der Landwirtschaft zum Teil wichtiger gewesen sein als Weihnachten. Mit Rückgang der Wichtigkeit der Landwirtschaft hat es seine wichtige Position verloren. Allerdings wird in einigen Teilen Finnlands Kekri wieder „revitalisiert“.

Auf der Festungsinsel Suomenlinna feiert man seit 2015 wieder aktiv Kekri. Auch dieses Jahr wieder. In Zusammenarbeit mit den Tourismusstudierenden meiner Fachhochschule wurde nach einem Jahr coronabedingter Pause wieder ein Event auf die Beine gestellt. Mit Musik und natürlich dem Verbrennen des traditionellen Kekribockes. Für Kinder war besonders viel Programm dabei. So konnten diese sich ihren eigenen Kekribock basteln. Entsprechend der Tradition gab es natürlich die Möglichkeit, in die Sauna zu gehen. Es gab spezielle Führungen zu Gruselthemen auf Suomenlinna, sowohl passend für Kinder als auch für Erwachsene. Wer wollte, konnte sich von Tarot-Tuula die Karten lesen lassen. Mittelalterliche Musik war genauso zu hören wie der moderne finnische Liedermacher Tuure Kilpeläinen. Für Gourmets wurden Weinverkostungen angeboten, die allerdings im Vorverkauf in Windeseile ausverkauft waren.

Für euch habe ich ein paar Impressionen vom Samstag, dem 6. November, mitgebracht.

Das nächtliche Suomenlinna hat seinen eigenen Reiz.

Wer sich das Programm anschauen möchte (auf Finnisch und Englisch), der kann das hier:

http://www.viaporinkekri.fi/en/viaporin-kekri-main/

Falls ihr im nächsten Jahr im November nach Finnland kommen solltet, dann unbedingt über Kekri, und schaut dann am Samstag, den 5. November, in Suomenlinna vorbei. Da ich auch für Suomenlinna autorisiert bin, könnt ihr gerne auch nachfragen, ob es auch eine Führung in Deutsch gibt und ich für eine der Führungen eingeteilt bin.

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