Eine kleine, aber feine Meldung dieser Woche zeigt, wie gut man sich im Norden in der nordischen Familie versteht.
Der schwedische Premierminister Stefan Löfven ist wegen des Begräbnisses seiner Mutter diese Woche verhindert, die derzeit laufende Sondertagung des Europäischen Rates zu besuchen (Nachricht auf Schwedisch: https://www.aftonbladet.se/nyheter/a/2d161B/lofven-staller-in-eu-toppmotet ; auf Englisch: https://www.politico.eu/article/finlands-sanna-marin-to-represent-sweden-at-eu-summit/ )
„Am 1. und 2. Oktober werden die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel zusammentreffen, um über auswärtige Angelegenheiten zu beraten, insbesondere über die Beziehungen zur Türkei und die Lage im östlichen Mittelmeerraum. Voraussichtlich werden sie auch über die Beziehungen zu China, die Lage in Belarus und die Vergiftung Alexej Nawalnys sprechen. Der Binnenmarkt, die Industriepolitik und der digitale Wandel stehen ebenfalls auf der Tagesordnung.
Der Gipfel sollte ursprünglich am 24. und 25. September stattfinden, wurde aber verschoben, weil Präsident Michel sich in Quarantäne befindet.“ (https://www.consilium.europa.eu/de/meetings/european-council/2020/10/01-02/ )
Wer springt ein? Auf Wunsch Löfvens vertritt die finnische Premierministerin Schweden auf dem Gipfeltreffen. Denn nur Staatsoberhäupter oder Regierungschefs dürfen am Ratstreffen teilnehmen.
Der schwedische EU-Minister Hans Dahlgren ist derweil in Brüssel unterwegs.
Marin und Löfven sind sich nicht nur geografisch nah, sondern auch ideologisch, weil beide den sozialdemokratischen Parteien ihres Landes vorstehen. Claudias Helsinki berichtete über die Wahl Marins zur jüngsten Premierministerin der Welt (siehe mein Blog https://claudiashelsinki.com/2019/12/15/finnland-das-echte-land-der-un-begrenzten-moeglich-keiten/ ).
Aber Hand aufs Herz: Können Sie sich vorstellen, dass sich der Österreicher Kurz von Merkel vertreten lässt? Oder Merkel von Kurz? Oder wie wäre es damit, wenn Orban mal „kurz“ für Österreich abstimmt? Oder Kurz Orban vertritt und für Ungarn abstimmt? Alle drei Parteien (CDU, ÖVP und Fidesz – obwohl letztere gerade auf unbestimmt Zeit suspendiert) gehören im Europäischen Parlament der Fraktion der Europäischen Volkspartei an.
Da tut es doch gut, wenn es wenigstens in einem Teil Europas noch Einigkeit gibt und man sich aufeinander verlassen kann. Die nordische Kooperation ist schon eine feine Sache.
